Bildung als Freiheitsrecht - eine Kritik des neueren sozialethischen Bildungsdiskurses

Axel Bernd Kunze
2011
Bildung gehört nicht zu den klassischen Gegenstandsbereichen der Sozialethik. Ein Grund dürfte im personalen Charakter der Bildung zu suchen sein, der sich vordergründigen strukturethischen Überlegungen zunächst einmal verschließt. Die ethische Reflexion über die pädagogische Beziehung ist vorrangig eine individualethische Aufgabe, die ihren Ort in einer eigenen pädagogischen Bereichsethik hat. Erst in jüngerer Zeit beginnt sich ein eigenständiger sozialethischer Bildungsdiskurs herauszubilden.
more » ... Nicht selten wird dabei zur Begründung auf die Sozialstaatsdebatte, auf sozialwissenschaftliche Theorien sozialer Exklusion oder auf den wissensgesellschaftlichen Diskurs Bezug genommen. Bildung wird aus sozialethischer Perspektive als neue "soziale Frage des 21. Jahrhunderts" (Heimbach-Steins 2005, 51), als "Medium gesellschaftlicher Beteiligung" (Filipović 2009, 170 1 ) oder als Menschenrecht (vgl. z. B. Heimbach-Steins/Kruip/Kunze 2007. 2009) begriffen. Die hier genannten Argumentationsfiguren mögen exemplarisch für die gegenwärtig sich neu entwickelnde Sozialethik der Bildung stehen, weitere ließen sich finden. Teil I: Bestandsaufnahme 1. Bildung gerät in eine Stellvertreterrolle Alle drei genannten Zuschreibungen sind sozialethisch zunächst einmal plausibel, auch wenn über die damit verbundenen Gesellschaftskonzepte, die ihnen zugrundeliegenden sozialpolitischen Diagnosen oder die daraus abgeleiteten bildungspolitischen Konsequenzen im Detail keinesfalls Einigkeit besteht. Niemand wird ernsthaft bestreiten können, dass ein gelingender Bildungsprozess individuell eine wichtige Voraussetzung für die Beteiligung am 1 Im Original kursiv hervorgehoben.
doi:10.5282/ubm/epub.12476 fatcat:suyzwto63nhczkznhvlxnfclba