Das Eiweißproblem im Säuglingsalter
F. Edelstein, L. Langstein
1919
European Journal of Pediatrics
Was hier fiber das allgemeine Problem der "kfinstliehen" und natfirlichen S~uglingsern~hrung gesagt wird, gilt in besonders hohem Ma6e fiir das Teilgebiet, die Eiweil3frage. Der einseitigen, negativen Betrachtungsweise, wie es die Lehre vom Eiweiflsehaden (in gegenw~rtig gemilderter Form) ist, mfissen wir eine positive gegenfiberstellen. Zwar gibt es keine scharfen Grenzen zwischen physiologischen und pathologisehen Prozessen, sie greifen jaineinander fiber, abet in bewuBter und als Gegenpol
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... der einseitiger Betonung des "Physiologischen" woUen wir auch einmal untersuchen, ob nieht die einzelnen EiweiBk6rper der Kuh-und Frauenmileh einen unter einander verschiedenen, besonderen, vielleieht spezifischen Weft in ihrer Waehstumsfunktion besitzen. Sch~rfer formuliert lautet also unsere Fragestellung: Sind die Milchproteine unter gleiehen, normalen Bedingungen ffir das Waehstum gleichwertig ? Von diesem Gesichtspunkte w~ren eigentlieh die aus tats~ehlichen oder supponierten Differenzen bisher gezogenen Folgerungen ffir uns ohne Belang. Trotzdem und obwohl dabei Wiederholungen unvermeidlieh sind, wird es gut sein, eine kurze kritische Sichtung vorzunehmen. Doch seien vorerst einige Bemerkungen gestattet, die uns als uner-l~Blich fiir die weitere Diskussion erseheinen: 1. Die rein formale Einteilung der Eiweil3kSrper, die nur noeh aus Zweckn~Bigkeitsgr'.dnden beibehalten wird, gewahrt uns einen nur oberfl~chlichen Einblick in ihr inneres Wesen, ihre Atomstruktur. Einzig und allein die Aminos~uren sind es, die wenigsterL~ einigermal~en darfiber Anhaltspunkte geben kSnnen. 2. Sowohl Laktalbumin und Laktoglobulin als aueh Kasein sind trotz grSBter "Reinheit" nut bedingt ehemisehe Individuen. 3. Wir halten an der besonders von Abderhalden mit Nachdruck und Konsequenz durchgeffihrten Auffassung lest, n~mlieh daI~ die EiweiBstoffe erst naeh tiefem Abbau zu ihren Bausteinen, den Amino-s~uren, beziehungsweise ihren hSberen Komplexen, den Polypeptiden, assimiliert werden kSnnen. Wir nehmen ferner trotz gegenteiliger Ansiehten 1) mit Tobler an, dab im S~uglingsmagen eine peptisel~e Verdauung stattfindet. 4. Es ist endlieh night fiberflfissig festzustellen, dab der S~uglingsorganismus schon in der allerersten Zeit nach der Geburt mit dem zur Verdauung und Assimilation notwendigen Rfistzeug, vielleieht mit Ausnahme der St~rke spaltenden Fermente, voUkommen versehen ist.
doi:10.1007/bf02088200
fatcat:gphyq2fdf5hlbmto3j3as7i52q