Zur romanischen Wortgeschichte
G. BAIST
1908
Zeitschrift für Romanische Philologie
Im Literaturblatt 1906, 234 tritt Meyer-Lübke für die alte Annahme ein, dafs der Name der Bai iberisch -baskischen Ursprunges sei. Gewifs ist italienisch das Auftreten des Wortes ein ganz spätes, deutlich lehnhaftes. Über die genuesisch-katalanische Form badia könnte man mit der Annahme hinwegkommen, dafs badare + badia (abbatia] das Fremdwort in Genua bestimmt hätten. Aber es mufs doch auch die Frage aufgeworfen werden wie alt das Wort in Spanien ist. Den Namen von ßayonne, dessen Bildung
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... klar wäre, und das schwerlich jemals direkt am Golf von Biscaya lag, hat man (mit Littro) zunächst bei Seite zu lassen. Belegt finde ich das Wort nicht vor Lebrija, und glaube nicht, dafs ich ihm früher begegnet bin. Das mag sehr wohl an mir liegen, mag auch damit zusammenhängen dafs die ältere Schiffahrt den Hafen sucht und nicht die Bai. Aber auch die Verbreitung ist auffällig. So viel ich sehe gilt an der Mittelmeerküste bis nach Almeria durchaus golfo für die Bai so gut wie für den Meerbusen; eine Ausnahme macht nur die bahia oder badia von Palma, die aber sehr wohl erst in jüngerer Zeit vom offenen Meer unterschieden worden, von den Engländern benannt sein kann. Vom Golf von Biscaya bis Lissabon gilt ria, für die von kurzen Flüssen im gebirgigen Ufer ausgewaschene kreisförmig-breite Bucht, ein in die Geographie übergegangener terminus technicus, gelegentlich von einer Gestalt und Ausdehnung für welche die beiden anderen Worte ebensowohl eintreten könnten. Bahia reicht von Setubal bis Mdiaga in Gewässern die bis zum 13. Jh. rein arabisch waren. Es ist zu fragen inwieweit für die ältere Schiffahrt oder für den Fischfang das Bedürfnis der Benennung bestand. In den ausführlichen Berichten über die Seekämpfe an den andalusischen Küsten im 14. Jh. ist mir eine Erwähnung der Baien (Algeziras, Cadiz etc.) überhaupt nicht begegnet Mindestens teilweise wird man sie erst seit der Zeit der kühneren transatlantischen Seefahrt beachtet haben. Von wo geht der Name aus? wie alt ist er? Erst wenn eine Antwort vorliegt dürfen wir erbwörtliche Fortsetzung des von Isidor gegebenen baia für sicher halten. Vertrauenerweckend ist seine Weisheit nicht, veteres dixerunt, und Genitiv bajas (Et. 14, 8, 40).
doi:10.1515/zrph.1908.32.1.31
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