Ueber einen unter dem Bilde einer Ophthalmoplegia externa verlaufenden Fall von traumatischer Hysterie1)

A. Westphal
1905 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
Die Lehre von den hysterischen Innervationsstörungen der Muskeln des Auges ist noch in der Entwicklung begriffen. Die relative Seltenheit von hysterischen Motilitätsstörungeri der Augenmuskein bedingt es, daß iiber deren Vorkommen und Symptomatologie die Ansichten noch vielfach geteilt sind. Die Mitteilung eines Falles, welcher einen besonders klaren Einblick in die Genese dieser eigenartigen Zustände gestattet und durch die Art der Ausbreitung seiner Symptome bemerkenswert ist, erscheint
more » ... h gerechtfertigt. Am 13. Februar d. J. wurde der 46jährige Bergmann S. in die hiesige Psychiatrische Klinik zur Erstattung eines Gutachtens über seine Erwerbsfähigkeit aufgenommen. Der Mann hatte am 23. April 1902 ein Kopftrauma erlitten. Es war ihm bei der Grubenarbeit ein schwerer Stein auf den Kopf gefallen, sodaß er etwa eine halbe Stunde bewußtlos war. Die ärztliche Untersuchung ergab eine 8 bis 10 cm lange Quetschwunde der rechten Stirnsejte. Das Periost war stellenweise vom Knochen losgelöst. Nach Heilung der Wunde klagte Patient andauernd über Kopfschmerzen und Schwindel. Beim Versuch, wieder im Bergwerk zu arbeiten, bekam er einen so heftigen Schwindelanfall, daß er, am ganzen Körper zitternd, aus der Grube getragen werden mußte. 1) Nach einer Demonstration in der Niederrheinischen Gesellschaft für Naturund Heilkunde am 20. Februar 1905. Alle weiteren Versuche, wieder leichtere Arbeit aufzunehmen, wurden regelmäßig durch heftige Schwindelanfälle vereitelt. Patient fing bald an über Flimmern vor den Augen und zeitweises Doppelsehen zu klagen. Während seiner Beobachtungszeit in der hiesigen Medizinischen Klinik im Jahre 1903 wurde, wie ich der freundlichen Mitteilung des Herrn Dr. Esser entnehme, zeitweise eine leichte Beschränkung der Beweglichkeit des linken Auges nach innen fest-
doi:10.1055/s-0029-1188153 fatcat:cj7yk23mojagjo63tnosr3ohz4