Erfolgreiche und gescheiterte Innovationen in der Einzelkornsätechnik/licenses/by/4.0)

Johannes Benninger
2016 LANDTECHNIK   unpublished
Mit Blick auf die Entwicklung verschiedener technischer Alternativen zur Einzelkornsätechnik wurde untersucht, ob es klare Kriterien für den Erfolg oder Misserfolg technischer Innovatio-nen gibt. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurden nahezu zeitgleich zwei sehr unterschied-liche Einzelkornsävarianten entwickelt. Die äquidistante Fixierung von einzelnen Saatkörnern auf Bändern aus Papier oder Baumwolle, die auf dem Feld von großen Trommeln abgewickelt wurden, ermöglichte eine nahezu perfekte
more » ... nzelkornsaat. Bei dem im Jahre 1897 vorgeschla-genen pneumatischen System erfolgte die Korneinzelung dagegen erstmals mit Unterdruck. Während die Saatbänder eine zufriedenstellende technische Lösung anboten, doch zu keinem Zeitpunkt den Weg in die breite Anwendung fanden, hatten pneumatische Systeme ab den späten 1960er Jahren allmählich Erfolg. Bis dahin mussten diese Systeme als gescheiterte Innovation gelten. Durch Änderung des Betrachtungszeitraumes kann sich die Entscheidung über Erfolg oder Misserfolg einer Innovation völlig umkehren. Schlüsselwörter Innovationen in der Sätechnik, Saatbänder, pneumatische Korneinzelung, gescheiterte Innovationen Spätestens seit Mitte der 1970er Jahre, als die mit den Wiederaufbauleistungen nach den Zerstörun­ gen des Zweiten Weltkrieges zusammenhängenden Wachstumsraten vieler europäischer Volkswirt­ schaften nach dem Ölpreisschock und der folgenden Energiekrise erkennbar abflachten, wurde über die Mechanismen technischer Innovationen als Quellen neuen Wachstums zunehmend intensiver diskutiert (Baumol 2002, Dowling und Hüsig 2007). Diese Diskussionen haben bis heute nicht nachge­ lassen, jedoch ohne einen allgemeinen Konsens zu finden, was die unverzichtbaren Faktoren einer erfolgreichen technischen Innovation sein müssen (spoerer et al. 2007). Unstrittig für den Bereich der Technik liegt in der Entwicklung und erstmaligen Markteinführung einer neuen Technikvariante eine mehr oder weniger erfolgreiche Innovation vor (KilcHenmann 2011). Zwar hatte schon scHumpeter (1939) darauf hingewiesen, dass eine Erfindung keineswegs zwangsläufig eine Innovation nach sich ziehen müsse, doch wurde erst in jüngerer Zeit vermehrt die interessante Frage verfolgt, wie geschei­ terte Innovationen zu identifizieren und zu charakterisieren seien (Bauer 2006). Eine schnelle und widerstandslose Marktdurchdringung durch technische Neuerungen gelingt in der Praxis äußerst selten. Häufiger sind lange Jahre der Ungewissheit, geprägt von mehr oder we­ niger erfolgreichen Anstrengungen, bis sich eine Erfindung allmählich als Innovation herausbildet, sich am Markt etablieren und sich dort durchsetzen kann (Bauer 2006, Dowling und Hüsig 2007). Die folgenden Ausführungen wollen darauf aufmerksam machen, dass die Betrachtung über lange Zeit­ zyklen zu ganz unterschiedlichen und sogar völlig gegensätzlichen Beurteilungen über den Erfolg einer Entwicklung führen kann. So kann eine zunächst erfolgreich erscheinende Entwicklung den­ noch langfristig scheitern; umgekehrt kann sich eine technische Neuerung mit mittel­ und langfristig
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