Nora Haakh: Muslimisierte Körper auf der Bühne. Die Islamdebatte im postmigrantischen Theater
Theresa Schütz
2022
Bei der im Januar 2021 im transcript Verlag erschienenen Publikation Muslimisierte Körper auf der Bühne. Die Islamdebatte im postmigrantischen Theater handelt es sich um die bereits 2011 eingereichte Magisterarbeit der studierten (und unterdessen auch schon promovierten) Islamwissenschaftlerin, Dramaturgin und freien Performancemacherin Nora Haakh. Lässt einen diese zeiteinordnende Vorbemerkung, die der Studie vorangestellt ist, zu Lektürebeginn vielleicht erst noch kurz wundernehmen, und
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... nelle Mutmaßungen über die Aktualität der Untersuchung anstellen, zerstreuen sich solcherlei Gedanken rasch. Denn Haakhs Buch ist auch 2022 noch eine immense Bereicherung für das Verständnis inhaltlicher, struktureller, ästhetisch-formaler wie auch (identitäts-)politischer Dimensionen des postmigrantischen Theaters; und gerade sein Publikationsabstand von einer Dekade macht die Studie zu einem wichtigen Beitrag über die Genese des Gegenstandsfelds postmigrantischen Theaters im deutschsprachigen Raum. Wie der Untertitel anzeigt, fokussiert Nora Haakh in ihren Ausführungen vor allem einen Aspekt der frühen postmigrantischen Theaterarbeit, und zwar die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Islamdebatte, die sich in einigen der zwischen 2006 und 2010 am Berliner Ballhaus Naunynstraße entstandenen Inszenierungen nachzeichnen lässt. Dabei stellt die Autorin mehrfach klar, dass ihre Schwerpunktsetzung keineswegs zugleich als ein Schwerpunkt postmigrantischer Theaterarbeit per se fehlzuinterpretieren sei. Zum Ballhaus Naunynstraße, das 2008 unter der Trägerschaft des Vereins Kultursprünge neu eröffnet wurde und unter der Intendanz von Shermin Langhoff deutschlandweit zur vermutlich wichtigsten Plattform postmigrantischer Kunst- und Kulturpraxis seiner Zeit avancierte, bringt Nora Haakh als ehemalige Regieassistentin sowie spätere Dramaturgin auch einen konkret arbeitspraktischen Bezug mit. Ein zentrales Erkenntnisinteresse der Studie richtet sich auf Islambilder, genauer auf den "imaginierten Islam" in der deutschen Debatte wie a [...]
doi:10.25365/rezens-2022-2-02
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