Historische Bildungsforschung im (post-)digitalen Zeitalter – das Angebot bildungsgeschichte.de
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Julia Kurig, Monika Mattes
2022
Digital Turn und Historische Bildungsforschung. Bestandsaufnahme und Forschungsperspektiven
Historische Bildungsforschung im (post-)digitalen Zeitalter -das Angebot bildungsgeschichte.de Die Historische Bildungsforschung befindet sich seit einiger Zeit in einem digitalen Transformationsprozess, der durch die Corona-Pandemie und die mit ihr verbundene zeitweilige Schließung 'präsenter' Arbeitsorte in Universitäten, Archiven und Bibliotheken seit dem Jahre 2020 weiter beschleunigt worden ist. Bildungshistoriker:innen nutzen für die wissenschaftliche Arbeit mittlerweile
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... die Möglichkeiten des Internets: So hat sich mit Online-Katalogen, Fachportalen und Retrodigitalisierung von Quellen und Forschungsliteratur die Recherche weitgehend ins Netz verlagert. Auch die Fachinformation im Sinne wissenschaftlicher Kommunikation und Publikation findet längst online statt. Kommunikationsformen wie Mailinglisten, Blogs und Social Media wie Twitter haben die Praxis wissenschaftlichen Kommunizierens und Arbeitens verändert. Die Erkenntnis aber, dass von der medialen Veränderung der Speicherung und Bereitstellung von Wissen auch die methodologischen und epistemologischen Grundlagen wissenschaftlicher Arbeit betroffen sind, dass Informationen, die in Daten vorliegen, andere Erkenntnisprobleme und -potentiale implizieren als Informationen in der Form analoger Objekte, setzt sich erst allmählich durch. Einerseits ist also das Digitale in der bildungshistorischen Forschung wie in ihren Referenzdisziplinen Erziehungs-und Geschichtswissenschaft mittlerweile so verbreitet und ubiquitär, dass man mit guten Gründen vom Anbruch eines "post-digitalen" Zeitalters sprechen kann (vgl. Cramer 2015; Schmidt 2020), in dem die Unterscheidung von analog und digital, offline und online im Hinblick auf den Vollzug alltäglicher Forschungs-und Arbeitspraktiken immer irrelevanter wird. Auf der anderen Seite aber wird die Reichweite bzw. Eingriffstiefe der Digi-talität in die theoretischen Grundlagen und Praktiken der Forschung erst langsam deutlich. Die Reflexion auf das, was sich im Prozess digitaler Transformation und der Ausbreitung digitaler Methoden und Routinen in den epistemologischen Voraussetzungen und den professionellen Standards bildungshistorischer Forschung verschiebt, ist damit nötiger denn je. "Digital History of Education" ist ein die theoretischen, methodologischen und inhaltlichen Dimensionen der Historischen Bildungsforschung gleichermaßen herausforderndes Projekt, das eine disziplinspezifische Diskussion und Gestaltung des digitalen Wandels nötig macht. Historische Bildungsforschung im (post-)digitalen Zeitalter | 199
doi:10.35468/5952-13
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