Semiotik und Simulation: Fortführung der Schrift ins Dynamische [article]

Gabriele Gramelsberger, Universitätsbibliothek Der FU Berlin, Universitätsbibliothek Der FU Berlin
2002
Computersimulationen werden zunehmen in den Wissenschaften zur Berechnung des Verhaltens komplexer Systeme genutzt. Klimaforschung, Strömungsdynamik oder Molecular Modelling sind exemplarische Bereiche des Einsatzes von Simulationen. Die rasanten Entwicklungen in der Informatik, Mathematik und Visualisierungstechnologie eröffnen mit der Simulation einen neuen Weg der wissenschaftlichen Wissensproduktion neben dem Experiment und der Theorie. Die Arbeit Semiotik und Simulation setzt sich anhand
more » ... ner semiotischen Analyse mit dem Thema der Simulation und ihrer Visualisierung auseinander. Die Grundthese lautet, dass die Simulation deshalb eine neue Form der Wissensproduktion darstellt, da sie ein neues Symbolsystem ist. Im Sinne der Theorie Nelson Goodmans Languages of Art wird die Simulation als Symbolsystem mit ikonischen und schriftbasierten Eigenschaften charakterisiert, also als ein Grenzfall zwischen Bild und Schrift. Dazu gilt es zuerst den Computer als Schriftmedium, die Verwendung von Schrift als operatives Instrument (operativer Symbolismus) sowie die Transformation der Schrift in das fluide Medium Strom zu untersuchen. Denn die Substitution räumlich kodierter Spezifika der Schrift auf Papier in der Zeitlichkeit des Computers führt zu neuen Eigenschaften und Funktionen der Zeichen der digitalen Schrift: Erzeugung, Speicherung und Präsentation der Schrift werden voneinander abgekoppelt, das Symbolschema der digitalen Schrift basiert nicht mehr auf Individualzeichen sondern auf den homogenen Maschinenzuständen, Schrift wird multimedial präsentierbar und der Computer ermöglicht die Technologie des Überschreibens als neue Zeichenfunktion digitaler Schrift, deren Alphabet aus 265 Zeichen in Form diskreter, digital differenziert getakteter 8-Bit-Ströme besteht. Die digitale Schrift übernimmt die syntaktischen Eigenschaften der Schrift auf Papier, indem sie syntaktisch disjunkt und differenziert ist. Allerdings ist sie nicht mehr visuell realisiert, sondern allenfalls visuell präsentiert. Die Multimedialität sowie [...]
doi:10.17169/refubium-12153 fatcat:gpn72ofzgnhklmbmqjganwzkay