Ludendorffs Waffenstillstandsforderung vom 29. September 1918
Eberhard Kessel
1968
Militärgeschichtliche Zeitschrift
Ludendorffs plötzliche Waffenstillstandsforderung vom 29. September ist als auslösendes Element für die deutsche Niederlage im ersten Weltkrieg anzusehen. Das hat bereits das unmittelbar nach den Ereignissen vom Auswärtigen Amt herausgegebene Weißbuch über das Thema ergeben 1 , obwohl sich Ludendorff sehr heftig dagegen zur Wehr gesetzt und nach vorläufiger Polemik im Berliner Lokalanzeiger drei umfängliche Broschüren dagegen veröffentlicht hat 2 . Doch können heute die Akten über diese
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... on geschlossen werden, die zwar einiges zusätzliche Material beibradite, im übrigen aber nur für die Fähigkeit Ludendorffs charakteristisch ist, ihm unerwünschte Tatbestände aus seiner Erinnerung zu verdrängen oder zu verwischen. Außerdem hat die lebhafte Abwehr Ludendorffs dazu geführt, daß bei der 2. vermehrten Auflage des Weißbuchs die einleitende Darstellung fortgelassen wurde, um die Dokumente allein reden zu lassen, deren Sprache allerdings deutlich genug war. Immerhin konnte es sich dabei nur um eine Auswahl von Akten handeln, so daß der nach der Niederlage von der Nationalversammlung eingesetzte und durch den Reichstag fortgeführte parlamentarische Untersuchungsausschuß über die Kriegsereignisse, dessen vierter Unterausschuß speziell die Ursachen des deutschen Zusammenbruchs zu untersuchen hatte, noch ein reiches Feld für seine Tätigkeit vorfand 3 . Am wichtigsten wurde dabei zweifellos das mit vielen Anlagen ausgestattete Gutachten von Bernhard Schwertfeger, das als Bd. II der Reihe bereits 1925 veröffentlicht worden ist 4 . Seine Ergebnisse unterstrichen und ergänzten in allen wesentlichen Punkten das ältere Weißbuch, und diese Veröffentlichungen bilden auch heute noch die wichtigste aktenmäßige Grundlage unserer Kenntnis der Zusammenhänge, denn die neuere Aktenpublikation von Matthias und Morsey hat sie nur geringfügig erweitert 5 . Dagegen bieten die inzwischen be-1 Vorgeschichte des Waffenstillstandes 1918. Amtliche Urkunden, Berlin 1919, und zwar sowohl in einer Fol.-wie in einer 8°-Ausgabe, in 2. Aufl. unter dem Titel: Amtliche Urkunden zur Vorgeschichte des Waffenstillstandes 1918,2. Aufl. Berlin 1924. 2 Unter dem Obertitel: Entgegnung auf das amtliche Weißbuch »Vorgeschichte des Waffenstillstandes«. Heft 1: Das Scheitern der neutralen Friedensvermittelung August/Sept. 1918. -Heft 2: Das Friedens-und Waffenstillstandsangebot. -Heft 3: Das Verschieben der Verantwortlichkeit. Alle 3 Hefte 1919. Ludendorffs Darstellung in seinen Kriegserinnerungen (1919) lag damals schon vor, während in sein Werk: Urkunden der Obersten Heeresleitung 1916/18 (1920) einiges aus den Broschüren übergegangen ist. 3 Das Werk des Untersuchungsausschusses (abgekürzt: WUA), 4. Reihe: Die Ursachen des Deutschen Zusammenbruchs im Jahre 1918. Insgesamt 12 Bde., davon die Bde. VII und IX-XII in je 2 Tin., Bd. XII, 2 nicht mehr offiziell publiziert, sondern nur im Umdruckverfahren vervielfältigt und in entsprechend wenigen Exemplaren überliefert, Berlin 1925 bis 1931. 4 Mit dem Titel: Die politischen und militärischen Verantwortlichkeiten im Verlaufe der Offensive von 1918. Wegen seiner Bedeutung auch in einer Separatausgabe erschienen. Schwertfegers späteres Buch: Das Weltkriegsende (1937) ist eine stark kürzende und zusammenfassende Bearbeitung davon ohne Einzelnachweise. β Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Erste Reihe, Bd. I:
doi:10.1524/mgzs.1968.4.2.67
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