Rezensionen
1992
Militärgeschichtliche Zeitschrift
Bar-Kochva, Professor für Alte Jüdische Geschichte an der Universität Tel Aviv, hat sein 1980 veröffentlichtes Buch über die Kämpfe der Hasmonäer in der Zeit des Judas Makkabäus (hebräisch) überarbeitet, in den Kapiteln und Appendizes erweitert und um einige Nummern ergänzt. Es ist sicher kein Zufall, daß sich in den Jahrzehnten seit Bestehen des Staates Israel vermehrt jüdische und nichtjüdische Altertumswissenschaftler mit der Geschichte des Aufstandes der traditionsbewußten Juden gegen die
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... emdherrschaft der Seleukiden befassen 1 , die Judäa zwangsweise hellenisieren wollten. Eine solche Rückbesinnung auf einen Zeitabschnitt der eigenen Geschichte, der manche Ähnlichkeiten mit der heutigen Situation Israels besitzt, kann beherzigenswerte Grundwahrheiten verdeutlichen. Bar-Kochvas Ziel ist es, frühere Auffassungen von der Zuverlässigkeit der Quellen und von den militärischen Potentialen der beiden kriegführenden Parteien kritisch zu überprüfen sowie die historische Bedeutung des Hasmonäer-Aufstandes und speziell der Leistungen und Verdienste des Judas Makkabäus zurechtzurücken. Seine Hauptaufgabe ist es daher, die beiden Makkabäerbücher und die beiden Schriften des Flavius Josephus hinsichtlich ihrer politischen und das Kriegswesen betreffenden Inhalte unter Berücksichtigung aller menschlichen Aktivitäten und Umweltbedingungen auszuwerten und zu interpretieren. Im Unterschied zu früheren Interpreten, welche die genannten Quellen zu unkritisch verwendet hätten, kommt Bar-Kochva, gestützt auf eine in vielerlei Hinsicht besser belegte und inzwischen fortgeschrittene Forschung, zu glaubwürdigeren Ergebnissen. Wesentlich zu dieser realistischeren Sicht beigetragen haben die genaueren Kenntnisse der Zusammensetzung, Ausrüstung und Kampfmethoden der seleukidischen Armee 2 , die nicht überwiegend aus Söldnern bestanden habe, sondern zu 2/3 bis 3/4 aus griechischen und makedonischen Siedlern, beziehungsweise aus ihren Nachkommen, und kaum aus einheimischen Orientalen. Ferner sei seit der Gründung des Staates Israel die topographische Erforschung der auf seinem Gebiet liegenden bekannten Schlachtfelder möglich geworden, die archäologische Feldforschung habe viel neues Material zur Verfügung gestellt, und schließlich könne man die Inhalte der Literatur der hellenistischen Zeit sowie der Makkabäer-und Josephusbücher mit Hilfe der philologisch-historischen Methode und Kritik jetzt besser einschätzen und verstehen als noch vor dem Zweiten Weltkrieg. Die genannten Gesichtspunkte rechtfertigen eine Neubefragung der Relikte aus der Vergangenheit ebenso wie die Erkenntnis, daß die Lehren, die sie späteren Generationen an die Hand zu geben vermag, dazu beitragen können, die Gegenwart besser zu verstehen (S. XIII-XVI). Bar-Kochvas Buch besteht aus einem Prolog, zwei Teilen, 12 Appendizes und sechs Exkursen. Zahlreiche Illustrationen, eine die Breite der Untersuchungen dokumentierende umfangreiche Bibliographie, vier Indizes (locorum, General, Greek terms, Hebrew words and phrases) und »Notes« zur »Transliteration of Hebrew« vervollständigen die informative Ausstattung des Bandes.
doi:10.1524/mgzs.1992.51.2.443
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