Wissenschaftliche Bibliothekare. Ein Rettungsversuch [chapter]

U. Jochum
2014 Bibliothekare zwischen Verwaltung und Wissenschaft  
Als in der Mitte der 1960er Jahre die von Georg Picht diagnostizierte "Bildungskatastrophe" einen raschen Ausbau und eine Vermehrung der Universitäten auf die politische Agenda gesetzt hatte, um mehr jungen Menschen als bisher eine akademische Ausbildung zu ermöglichen, da schien mit dem Aus-und Umbau der Universitäten auch eine Modernisierung der Universitätsbibliotheken und ein Wandel des bibliothekarischen Selbstverständnisses angesagt zu sein. 1 Die ersten Zeichen dieses Wandels zeigten
more » ... , als man sich kritisch auf die Position Georg Leyhs zu beziehen begann, der den bibliothekarischen Beruf, den er in der Spannung zwischen gelehrter und praktischer Arbeit verankert wissen wollte, zu einem "Bildungsmittel" stilisiert hatte, durch das die "Einheit der Persönlichkeit" erreicht werden sollte. 2 Das war zweifellos in der Absicht geschrieben, den Bibliothekarsberuf vor einem Fall in geschichtslose Praxis zu bewahren, aber Leyhs Kollegen sahen nicht diesen drohenden Fall, sondern wollten die Spannung zwischen bibliothekarischer Gelehrsamkeit und beruflicher Praxis durch einen Sprung in die Praxis auflösen. Zu diesem Sprung war man um so mehr bereit, als man mit Joachim Wieder darüber klagen konnte, dass angesichts eines immer komplexer werdenden beruflichen Alltags der Wissenschaftliche Bibliothekar des Höheren Dienstes kaum noch Möglichkeiten zu eigener wissenschaftlicher Arbeit finde und ihm längst "seine einstige akademische
doi:10.5771/9783465142089-135 fatcat:5pnpujhqcrhuzkultg5ibcwgsu