Mangelversorgung für psychisch auffällige Schulkinder in sozialen Brennpunkten [report]

Ottmar Stöhr, Technische Universität Dortmund, Technische Universität Dortmund
2004
Die Mangelversorgung für auffällige Kinder in sozialen Brennpunkten in der BRD ist jahrelang bekannt, aber weitgehend unbeachtet. Überall fehlen in der Regel lebenswelt-orientierte, leicht zugängliche psychosoziale Hilfen für sie. Die Ergebnisse der PISA-Studie zum Zusammenhang von sozialer Herkunft, Schulerfolg und Aussonderung in der BRD, die gängigen Chronifizierungen kindlicher Probleme, die langwierige und oft erfolglose Suche verzweifelter Familien nach geeigneten ambulanten Hilfen und
more » ... anwachsende Fremdplatzierungsdruck stehen mit dieser Misere in Verbindung. Auch das viel gerühmte Bremer Integrationsmodell für behinderte und psychisch auffällige Kinder fällt auseinander. Für die psychisch auffälligen Grundschulkinder in sozialen Brennpunkten spielen die Bremer Stadtmusikanten nicht mehr. Es droht Verwahrpädagogik. Seit Jahren wurde die Regelversorgung schrittweise verschlechtert und ihre Präventivwirkung dadurch gedrosselt; im Bereich zusätzlicher Hilfen ist ein stadtweites innovatives Kooperationsmodell sozial engagierter Jugendhilfe bedroht. Aus parteilicher gemeindepsychologischer Sicht werden hier regionale Schräglagen der letzten zehn Jahre bei der Versorgung von Schulkindern zulasten benachteiligter Familien dargestellt und diskutiert. Sie werden betrachtet vor dem Hintergrund von neoliberalem Spardruck und einer allgemeinen Kinder- und Familienmisere in der BRD. Eine vorherrschend hilflose oder absichtliche Ignorierung des Problems zementiert diesen Zustand. Öffentliche (Fach- )Diskussionen sind nötiger denn je.
doi:10.17877/de290r-1130 fatcat:jnwiepyvmfda5acgfopmsiku7u