Echinococcus und spontane Fractur des Oberschenkels
Rud Virchow
1880
Virchows Archiv
hatte die Gfite, mir den Obersehenkel uad die Leber iibersenden zu lassen. Bei dem ersteren war schon, wie in der Krankheitsgeschichte erw/ihnt, durch einen Sehnitt die Bruehstelle des Knoehens blossgelegt and hatte sich die Anwesenheit yon Echinococceu heraasgestellt. Bei der Leber waren gleiehfalls Echinocoecen gefunden. Es wurde nun der gesammte Oberschenkel der Liinge nach dureh einen S~geschnitt gespalten. Dabei zeigte sieh, dass die Weichtheile ganz intact und die Enochentheile nirgend
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... eblich angeschwollen waren. Dagegen fanden sich an der Diaphyse zwei Bruchstellen, eine wetter klaffende obere und eine kleine Handbreit tiefer eine unvollst/indige untere. Bei dem Durchs/igen fiel eine gr6ssere Anzahl yon Echinocoecusblasen heraus. Nachdem das Os femoris ganz durchsehnitten and geSffnet war, ergab sich, dass es fast in seiner ganzen Ausdehnung yon den Blasenwfirmern eingenommen war. Nor der Trochanter und der Kopf, sowie die Condylen waren frei geblieben. Dagegen war die eigentliehe Diaphyse ganz end gar erffiI[t mit Blasen, in der Art, dass nach der Entleerung derselben eine allerdings sehr grosse, stellenweise 4 Cm. im Querdurchmesser haltende MarkhShle hervortrat. Die Ver-grSsserung der MarkhShle war auf Kosten der Cortiealis erfolgt, welche an vielen Stellen verdfinnt, an einzelnen ganz aufgelSst war. Sonderbarerweise hatte die Entwickelung nach Art des yon mir sogenannten multi!oeul/iren Echinococcus stattgefunden. Es war nicht eine grosse Blase mlt Tochterblasen, sondern eine grosse Zahl nebeneinander liegender, kleiner Blasen vorhanden. Die gr~isste derselben war kaum wallnussgross-, die Mehrzahl hatte den Umfang einer Kirsche oder gar nor eines Kirschkerns, sehr viele waren noeh kleiner. In der Mitte der Diaphyse lagen diese Blasen ganz lose, ohne alle Kapsel oder Scheidewand. Nur gegen die Enden hin fanden sich getrennte and isolirte Blasen in der Spongiosa, and hier sah man gelegentlieh, wie bei der multilocu-l~iren Lebergeschwulst, perlschnurf6rmige KSrnchen yon Blasen slch yon der Hauptmasse ablSsen und in der Nachbarschaft verbreiten. Die weitere Untersuchung der einzelnen Echinococcusblasen ergab lange Zeit hindurch niehts weiter, als die bekannten vielschichtigen H/lute. Van gewShnlichen Echinococcen unterschieden sieh diese Blasen zunfichst dadurch, dass viele der grfsseren, z. B. der kirsehen-oder nussgrossen Blasen nicht kuglig, sondern l~ing-]ich oder ansgebuehtet waren; einzelne sahen geradezu ver~istelt aus. Die Form der Blasen hatte sieh den Knochenvorsprfingen angepasst. Noeh aufffilliger war die sehr ungleiche Dieke der einzelnen Wandabschnitte: an derselben Blase zeigten einzelne Aussackangen eine ganz d/inne, durchscheinende, farblose Haut, andere dagegen ganz dicke, undurehsichtige, weissIiche oder gelbliche Platten. Die in den Blasen enthaltene Fliissigkeit liess Anfangs auch keine weiteren Anzeichen einer fortschreitenden Entwickelung erkennen. Erst nach langem Suchen fand ich Blasen, in deren lnhalt kleine, mit blossem Auge eben noch sichtbare, weissliehe Pankte sichtbar waren; als ich diese unter das Mikroskop brachte, erwiesen sie sich als junge
doi:10.1007/bf01877582
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