Das Rätsel von Micha 1

Karl Budde
1918 Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft  
Nicht jede der Fragen, die uns das Alte Testament, auch in dem schwierigsten seiner Bücher, den zwölf Propheten, stellt, würde ich ein 1 Es wird nicht überflüssig sein, daß ich mich gegenüber der Beschwerde rechtfertige, die F. E. PEISER im vorigen Jahrgang dieser Zeitschrift S. 223 f. gegen mich erhoben hat, daß ich gewohnt sei, bloß die Namen von Autoren zu zitieren ohne Angabe der Stellen, wo ihre Ansicht zu finden ist. Er tut das bei Gelegenheit der Feststellung, daß er einen Beitrag von
more » ... in eben dieser Zeitschrift (191 o, S. 37 ff.) übersehen hat, der einen Teil des Gegenstands seines Aufsatzes behandelt. Nun ist wohl zunächst klar, daß auch die denkbar genauesten Anführungen in jenem meinem Beitrag PEISER nicht hätten dagegen schützen können, diesen selbst zu übersehen, wie denn auch mein Aufsatz "Zur Geschichte des Buches Ämos" in den J. WELLHAUSEN zum 70. Geburtstag gewidmeten "Studien" (Gießen 1914) kein Mittel hatte, sich selbst in Erinnerung zu bringen. Aber naturlich leite ich aus diesem wie jenem Übersehen nicht die Spur eines Vorwurfs ab; dergleichen wird jedem und immer wieder begegnen. Nur kann ich auch PEISERS Beschwerde kaum begründet finden. Sie bezieht sich wesentlich auf S. 37, wo ich "HARPER" als Gewährsmann für die Ansicht von sieben Gelehrten anführe. So spricht man, wenn man ein allbekanntes Handbuch nennt, und allerdings glaubte ich annehmen zu dürfen, daß \V. R. HARPERS Ausleguji5 des Amos und Hosea in The International Critical Commentary (A Critical and Exegetical Commentary on Amos and Hosea, 1905) jedem Fachmann geläufig und zur Hand sei. Wenn freilich jetzt PEISER uns sagt, daß er bei seinen Veröffentlichungen zu den Kleinen Propheten auf Grund seiner Methode lediglich von MT und G ausgehe und nur zu seiner Kontrolle nachher die Übersetzung bei KAUTZSCH und NOWACKS Kommentarich nehme an, die 2. Auflage -heranziehe, so darf er sich natürlich nicht wundern, wenn er alle Mitarbeit seit 1903 übersieht. Ob nur zu seiner Leser Schaden, bleibe dahingestellt. Es liegt mir fern, hier über seine Methode ein Urteil zu äußern; aber sicher ist doch, daß sie dem freien Schaffen der Persönlichkeit und 'ihrer Einbildungskraft ungewöhnlich großen, um nicht zu sagen unbegrenzten Spielraum gewährt. So\veit ich zu sehen vermag, wäre es bei einer solchen Methode doppelt ratsam, dafür zu sorgen,· daß man sich vor dem Aufgreifen der einzelnen Probleme auf dem Laufenden des bisher dafür Geleisteten befinde. Ich unterlasse aber nun nicht hinzuzufügen, daß meine reichste Literaturquelle auch für diesen Aufsatz, wieder der betreffende Teil des International Critical Commentary von J. M. P. SMITH, 1911, war. Man wird dort alles Angezogene, soweit es nicht genau bezeichnet ist, aufgeführt finden.
doi:10.1515/zatw.1918.37.1.77 fatcat:7g45ctkjyfawjhp3ivg2r35pk4