Wie Autorenschaft wechselt

Kurt Ochsenius
1928 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
Wer den Aufsatz von Dr. B u s e h m a n n in Nr. 42 dieser Wochenschrift unbefangen liest, der muß zu der Ansicht kommen, daß jene von ihm verwendete Mischung Buttermehinahrung + Eiweillmilch von Po g o r sehe! s k y angegeben und zuerst angewendet worden ist. Dem ist aber nicht so. Im 2. Januarheft 1919 dieser Wochenschrift habe ich in meinem Aufsatz "Erfahrungen mit der Czerny-IKleinschmidtschen Buttermehispeise in der Praxis" diese Mischung bereits empfohlen, und zwar auf Grund der
more » ... n an damals 10 Säuglingen. Diese Empfehlung geriet in der Literatur -nicht aber in der Praxis -anscheinend in Vergessenheit-und ich selbst hatte, da ich die Kombination la angegeben hatte, keine Veranlassung, nochmals darüber zu schreiben. Da erschien 7 Jahre später in der Zschr. f. Kindhlk. 1926, 40 Ii. 1. u. 2. ein umfangreicher Artikel P o g o r s e h e I s k y s unter dem Titel "Eiweißmilch-Einbrenne", in dem die gleiche Mischung aufs Neue empfohlen wurde. L. E. M e y e r, aus dessen Anstalt die neue Anregung kam, gab großzügig zu, daß in der Tat meine Arbeit übersehen worden war, während P o g o r s e h el s k y ausweichend antwortete, sodaß eine nochmalige Antwort meinerseits notwendig wurde. B u s e h m a n n war lene Auseinandersetzung bekannt, denn er zitiert aus meiner Antwort -trotzdem führt er P o g o r s e h e 1 s k y als Autor der Mischung an. In gleicher Weise figuriert die von mir gleichfalls zuerst angegebene Mischung Buttermehinahrung + Buttermilch (M. m. W. 1919 Nr. 34) unter dem Namen N i e m a n n s, trotz eines Hinweises von mir in der Mon. f. Kindhlk... Ja, selbst meine Keuchhustenbehandlung wurde in letzter Zeit von B r a t k e (D. m. W. 1926) N i e m a n n zugeschrieben. Es ist ja etwas Schönes um die Pietät früh Verstorbenen gegenüber, aber schließlich wollen die Lebenden auch zu ihrem Recht kommen. Man darf auch nicht verkennen, wie viel schwerer es ist, in einer Privatpraxis neue Sachen herauszufinden als in einer Anstalt. Und besonders im Eall der Buttermehlnahrung war zu jener Zeit, da man erst tastend das Indikationsgebiet abgrenzte, das Risiko viel größer als heutzutage, wo jede Hebamme mit der Buttermehlnahrung umzugehen versteht. Wenn Arbeiten, die in unseren besten Wochenschriften veröffentlicht werden, so leicht übersehen werden, so kann man gezwungen werden, Aufsätze, di auch für den in allgemeiner Praxis tätigen Arzt von Bedeutung sind, nur noch in die Eachzeitschriften zu schicken. Und das wäre sehr bedauerlich, denn der Wert der Wochenschriften liegt gerade in ihrer Vielseitigkeit. SEITE 114 DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOCHENSCHRIFT NUMMER 3 Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0028-1124965 fatcat:7zho7c2qgvactjkcyaqdrzxwwi