Molekülverbindungen mit hohen Koordinationszahlen und mit Atomgruppen als Koordinationszentren. (Beitrag zur |Stereochemie anorganischer Bor-, silicium- und Phosphorverbindungen)

Paul Pfeiffer
1919 Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie  
Wie ich in zwei vor kurzem erschienenen Arbeitenl gezeigt habe, lassen sich die bisher durch v. LAUE, W. H. und W. L. BRAQG, DEBYE, RINNE und andere Forscher ermittelten Kristallstruktureii dadurch chemisch verstiindlich machen, da13 man die Kristalle als extrem hochmolekulaw Molekiilverbindungen auffaBt, die den Gesetzen der Koordinationslehx 6 f olgen. Urn diese Auffassung weitgehend durchfiihren zu konneu, war es abw unbedingt erforderlich, den Koordinationsbegriff sinngemaB dahin zu
more » ... n, da13 als Koordinationszentren nicht nur Einzelatome, sondern auch Atomgruppen in Betracht kommen konnen. Weiterhin muBte angenommen werden, daB den Atomen und Atomgruppen in den Kristallen auSer den von der Chemie der Molekiilverbindungen her gelaufigen Eoordinationszahlen 3, 4 und 6 auch noch die hoheren Zahlen 8 und 12 zukommen, von denen die letztere bisher iiberhaupt noch nicht fur Molekiilverbindungen in Betracht gezogen war. Unsere Theorie der Kristallstruktur wiirde also dann erhrblich an Sicherheit gewinnen, wenn es nachzuweisen gelange, daB auch bei den Molekiilverbindungen die hoheren Koordinationszahlen eine erheblichf Rolle spielen, und da13 auch bei ihnen Atomgruppen als Koordinatiomzentren wirken. Ein solcher Nachweis kann in exakter Form natiirlicb nur durch eingehende Experimenta1untersuchung:n erbracht werdera . Es scheint mir aber von Interesse zu sein, darauf hinzuweisen, daB schon heute zahlreiche Verbindungen existieren, die sich zwanglos den hohererv Koordinationszahlen und der Annahme von Atomgruppen als Koordination6aentren unterordnen. Die nun folgenden Darlegungen wollen aber keinc. definitiven Strukturbilder geben, sie sind in erster Linie als Anregungeu zu experimentellen Untersuchungen auf anorganisch-chemiscbcm Gebiet gedacht . Zur Erleichterung des Verstandnisses raumchemiscber Fragen sei mnachst-erwahnt, da13 man die sterischen Formeln von Verbindungen mit den Koordinationszahlen 4, 6, 8 und 12 am einfachsten auf einen Wiirfel bezieht, in dessen Mitte sich das Zentralatom befindet. Sind abwechselnde Ecken des Wiirfels durch Atome oder Atomgruppen besetzt, so haben wir Verbindungen mit der raumlichen EQ-2. a w g . u. allg. C k m . 92 (1915), 376; 97 (1918). 161. ¶ tfber Verbindungen mit der Koordinationszshl 8 siehe auoh einige Angdwn in WmNEBS "Neuere hoheuungen" u. a. m.
doi:10.1002/zaac.19181050103 fatcat:iqnh6enmljbczlhmcomzuhm2ei