KOF Analysen 2011, Nr. 3, Herbst [article]

KOF Konjunkturforschungsstelle Der ETH Zürich
2011
Herbst 2011 lassen kurzfristig jedoch keine weitere Abschwächung befürchten. In diesem Jahr steigt der private Konsum um 1.3%. Die Sparquote wird sich auf 16% erhöhen. Mittelfristig dürfte der Konsum moderat wachsen: um 1.4% sowohl im nächsten wie auch im übernächsten Jahr. Die Sparquote erhöht sich aufgrund der besseren Einkommenssituation im Jahr 2012 auf 16.3% und 2013 auf 17.6%. Die Wachstumsbeiträge des privaten Konsums zum BIP liegen 2012 und 2013 bei jeweils 0.8 Prozentpunkten. Der
more » ... wird somit auch in den nächsten Jahren eine wichtige BIP-Stütze bleiben. Öffentlicher Konsum: moderate Zunahme Das Wachstum des Konsums von Staat und Sozialversicherungen hat sich in den Jahren 2008 und 2009 deutlich beschleunigt. Dies dürfte teilweise auf Nachholeffekte zurückzuführen sein. Zudem gingen im Jahr 2009 von den Massnahmen zur Stützung der Konjunktur leicht positive Effekte auch auf die staatlichen Konsumausgaben aus. Gemäss der provisorischen Schätzung des Bundesamts für Statistik (BFS) für 2010 hat sich die Zunahme wieder auf 0.8% abgeschwächt. Im Zeitraum 2011 bis 2013 bietet die anhaltend positive Finanzlage der öffentlichen Haushalte zwar Spielraum für höhere Ausgaben. Der poli tische Druck, die Staatsquote zu begrenzen, wird das Wachstum des öffentlichen Konsums aber dämpfen. Deshalb dürfte der Anstieg des Staatskonsums 2011 mit 0.9% schwach bleiben und sich bis 2013 nur wenig auf 1.4% beschleunigen. Da sich gleichzeitig die Teuerung abschwächt, bleibt das nominelle Wachstum bis 2013 bei ungefähr 2.0% konstant. Bauinvestitionen: Boom hält vorerst an Die Hochkonjunktur in der Bauwirtschaft hält unvermindert an. Vor allem im Wohnbau sind in diesem und im nächsten Jahr hohe Wachstumsraten von 5.0% bzw. 6.3% zu erwarten. Die gesamten Bauinvestitionen wachsen im laufenden Jahr ebenfalls überdurchschnittlich stark (3.6%). Und auch im kommenden Jahr dürfte in der Schweiz nochmals deutlich mehr gebaut werden (3.3%). Die Auftragsbücher sind voll und Kapazitätsengpässe werden nun nicht mehr nur bei den ausführenden Bauunternehmen, sondern auch bei den professionellen Bauherren gemeldet. Ab 2013 geht die Prognose von einer Stabilisierung der Produktionskapazitäten aus; das Wachstum wird sich aber abschwächen. Die Wachstumsrate der Bauinvestitionen wird dann noch 1.7% betragen, real muss wegen der hohen Baupreise sogar mit einem Rückgang gerechnet werden. Ausrüstungsinvestitionen: Rationalisierungsdruck lässt Investitionen steigen Nach dem starken Einbruch im Jahr 2009 erreichten die Ausrüstungsinvestitionen zu Jahresbeginn 2011 wieder das Vorkrisenniveau. Da die Finanzierungsbedingungen für Kapitalgüter weiterhin günstig sind, die Preise stetig fallen und aufgrund des immer noch hoch bewerteten Frankens der Rationalisierungsdruck anhält, nehmen die Ausrüstungsinvestitionen weiter zu. Im laufenden Jahr werden sie mit einer Jahreswachstumsrate von 5.7% ansteigen, 2012 erwartet die KOF ein leicht schwächeres Wachstum von 4.9%. Gegen Ende des Prognosezeitraums dürften die Investitionen in Ausrüstungsgüter wieder stärker zunehmen und mit 8% wachsen. Die Ausrüstungsinvestitionen tragen somit im laufenden und folgenden Jahr mit 0.6 Prozentpunkten zum BIP-Wachstum bei. 2013 dürfte der Beitrag auf 0.9 Prozentpunkte ansteigen. Lagerinvestitionen: nachlassender Lagerabbau In diesem Jahr werden die Lagerbestände stark abgebaut. Erst zum Jahresende wird sich diese Bestandsreduktion verringern. Für 2011 resultiert aus den Lagerinvestitionen deswegen kein Nachfrageeffekt für das BIP. Im kommenden Jahr dürfte der Lagerabbau nur noch bescheiden ausfallen und 2013 ist ein Ende der Bestandsreduktion zu erwarten. Damit ist 2012 mit einem kräftigen Nachfrageimpuls zu rechnen, der sich 2013 deutlich abschwächt. Exporte: Frankenstärke wird spürbar Aufgrund der hohen ausländischen Nachfragedynamik stiegen die Schweizer Warenexporte in der ersten Jahreshälfte um 9.7%. Als wichtigste Abnehmer entpuppten sich insbesondere China und die asiatischen Schwellenländer. Die Nachfrage nach Uhren und chemischen Produkten (inkl. Pharmaerzeugnisse) war besonders hoch. In der zweiten Jahreshälfte werden die Frankenstärke sowie die abgeschwächte weltwirtschaftliche Konjunktur auf die Warenexporte durchschlagen. 2011 nehmen die Warenexporte um 5.5% zu, 2012 verlangsamt sich die Zunahme auf 4%. Das erste Halbjahr 2011 war hinsichtlich der Dienstleistungsexporte durchwachsen: Während der Transithandel im 1. Quartal noch für eine kräftige Zunahme sorgte, lag er im 2. Quartal nur wenig über dem Vorjahresniveau. Zudem mussten die Tourismuswirtschaft sowie die Finanzdienstleister aufgrund der Frankenstärke Einbussen hinnehmen. Die Ausfuhren von Dienstleistungen sind zunächst rückläufig und erholen sich erst ab Anfang 2012 etwas. 2011 nehmen sie lediglich um 0.3% zu. Aufgrund des negativen statistischen Überhangs und der nur eher moderaten Dynamik im weiteren Verlauf sinken sie 2012 um 1.3%. Die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen steigen insgesamt 2011 um 3.9% und 2012 um 2.3%. Importe: Frankenkurs begünstigt Importe Die Warenimporte stiegen in der ersten Jahreshälfte lediglich um 1.3% -trotz der guten Binnenkonjunktur und der gesunkenen Preise für ausländische Waren. Entsprechend ging auch das Wachstum der Einfuhren von Rohstoffen und Halbfabrikaten sowie von Investitionsgütern zurück. Die Warenimporte werden zunächst noch verhalten wachsen. Da die Binnenkonjunktur weiterhin solide ist und sich die Exporte beleben, beschleunigt sich auch die Dynamik bei den Importen. Diese nehmen 2011 um 2.4% zu. 2012 erhöht sich der Zuwachs auf 5.5%, sodass sich auch der Überschuss der Handelsbilanz etwas reduziert. Die Dienstleistungsimporte wuchsen im ersten Halbjahr 2011 nur moderat. Dies lässt sich auf die leicht rückläufigen Importe übriger Dienstleistungen -das sind vor allem Lizenz-und Patentausgaben -sowie den nahezu stagnierenden Konsum der Schweizer im Ausland im 1. Quartal zurückführen. Die Zuwachsrate beschleunigte sich dann im 2. Quartal. Diese Entwicklung setzt sich im Jahresverlauf fort und ändert sich erst Mitte 2012. 2011 steigen die Dienstleistungsimporte um 3.2%. 2012 erhöht sich der Zuwachs auf 9.1%.
doi:10.3929/ethz-b-000176862 fatcat:xpxdx5lccfgedlc45j3p6hhfqm