Bericht Zum Stand der Eisenarchäologie im Kanton Baselland-das Beispiel einer Handwerkersiedlung im Röserntal bei Liestal

Jürg Tauber
unpublished
Bis vor etwa 10 Jahren beschränkte sich die Kenntnis über Abbau und Verhüttung von Eisenerz im Gebiet des Kantons Baselland auf einen kleinen Kreis von Spezia listen. Einer breiteren Öffentlichkeit waren vielleicht noch die neuzeitlichen Erzbetriebe von Herznach im östlich angrenzenden Fricktal bekannt; die entsprechen den Quellen aus der Zeit seit dem 15. und 16. Jahrhun dert gehörten aber zum Spezialwissen weniger Regio nalhistoriker. Von herausragender Bedeutung war lediglich der
more » ... Hammerbund, ein Zusam menschluß der Hammerwerke aus dem späten 15. Jahr hundert, der eine wichtige Stellung im damaligen Eisenmarkt einnahm. Er ist in Verbindung zu bringen mit den ergiebigen Erzlagerstätten im Fricktal.(l) Die spärlichen schriftlichen Quellen aus der Zeit seit dem 15. Jahrhundert, die das westlich anschließende Hinter land von Basel betreffen, deuten hingegen auf wenig ergiebige Schürfversuche und eine Verhüttung in bescheidenem Rahmen hin, sind jedoch noch nicht gebührend gewürdigt worden.(2) Aus den Epochen vor dem 15. Jahrhundert sind die schriftlichen Quellen noch seltener.(3) Auch die archäologischen Funde, die beim Fehlen von Schrift stücken das Geschichtsbild oft in entscheidendem Maß bereichern können, sind nicht in einem Maße greifbar, das uns Aussagen über die Bedeutung der mittelalterli chen und älteren Eisengewinnung im Baselbieter Jura ermöglicht; aufgrund der Verhältnisse im Fricktal und den neuerdings im Kanton Jura vorliegenden Er gebnissen darf man vermuten, daß im dazwischen gele genen Kanton Baselland die Verhältnisse nicht so ver schieden gewesen sein können.(4) Nachweise von Eisenverhüttung und Weiterverarbeitung im Gebirgs zug des Jura schon im Früh und Hochmittelalter sind schon seit längerer Zeit aus den Kantonen Schaffhau sen und Waadt bekann.(5) Diese eisenarchäologischen Nachweise waren Anlaß zu einer Studie mit dem Ziel, alle im Zusammenhang mit der Eisengewinnung und Verarbeitung bekannten Hin weise im Gebiet des Kantons Baselland zu sammeln und zu kommentieren. Thomas ZIMMERMANN nahm sich dieser Arbeit an und ging die einschlägige Litera tur sowie die Depots verschiedener archäologischer In stitutionen und Museen durch.(6) Einige ausgewählte Gegenden wurden intensiv begangen, wichtige Beob achtungen dokumentiert, in einem besonders interessanten Fall in Pfeffingen auch Bohrprofile ange legt. Die so entstandene Dokumentation ist eine wertvolle Zusammenstellung, die laufend durch neue Beobachtungen ergänzt wird. (7) Die Resultate lassen sich wie folgt zusammenfassen: An abbauwürdigen Eisenerzen kommen in unserer Region sowohl Doggererze (v.a. des Callovien) als auch Bohnerz in Frage. In zahlreichen Gegenden lassen sich im Gelände mehr oder weniger ausgeprägte Abbauspuren feststellen, die jedoch in der Regel nicht direkt datiert werden können. Zahlreiche Fundorte von Schlacken zeigen, daß die Verhüttung von Erz und die Weiterverarbeitung von Eisen zu den weitverbreiteten Handwerken gehörten. Wo diese Schlacken in Siedlungsschichten eingelagert sind, ist bisher eine Datierung von römischer Zeit bis in die Neuzeit möglich. (8) Reste von Rennöfen sind bisher nur in Einzelfällen bekannt geworden und schon vor längerer Zeit, d.h. vor dem Bestehen eines archäologischen Dienstes in unse rem Kanton, ausgegraben, aber leider nicht richtig dokumentiert worden. Schließlich weisen zahlreiche Flurnamen auf das Eisengewerbe, insbesondere auf die Verhüttung hin. Zusammensetzungen mit dem Wort "Erz", etwa "Erz matt" und "Erzenberg" sind hier zu nennen, aber etwa auch solche mit "Hammer", die den Standort einer Hammermühle anzeigen. Eine Ergänzung zu ZIMMERMANNS Arbeit hat Dorothee RIPPMANN für das Waldenburgertal gelie fert. Sie hat anhand von Bereinen des 15. Jahrhunderts die Handwerksbetriebe in diesem Tal rekonstruiert und ist dabei auf zahlreiche Hinweise zu einer primären Eisenbearbeitung gestoßen. Personennamen wie "Ysen mann" und "Halbisen", die für sich genommen zu nächst lediglich auf Schmiede hinweisen, werden im Zusammenhang mit "Bläigen" oder "Bluwlen" (lateinisch blulä) sowie Flurnamen wie "Erzmatt" zu Nachweisen der Verhüttung.(9) Die von ZIMMERMANN zusammengetragenen und von RIPPMANN ergänzten Informationen zeigen ein relativ dichtes Netz von Orten, an denen der Abbau und die Verhüttung von Eisenerz sowie die Weiter verarbeitung von Schmiedeeisen nachgewiesen oder wahrscheinlich sind. Wir gehen davon aus, daß gezielte Archäologische Informationen 16/2, 1993, 243-251
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