Die Gasbehandlung der Pferder�ude

B. Harms
1918 Die Naturwissenschaften  
Heft ~ ] ~5. 1L 1918] higkeiten so ganz besonders innerhalb des deutsehen Spraehgebiets und namentlieh beim deutschen Sehrifttum aller Art? Fast khnnte man es annehmen. Denn nnzweifelhait: ftir die Erseheinungen, welehe auf sol'ehes Fehlen sehliegen lassen, lehlt es irn Bereiehe a~aderer-Sprae]ae.n an Gleiehartigem. Aueh im Gebiete anderer Xulturspraehea gib{ es zwar sine betr~ehtlieheZahl vonFremdwhrtern, abet nieht entfernt eine derartige Uberfiille wie im Deutsehen. A u e h in anderen
more » ... ebieten gibt es zuweilen ¥orstbl3e in puristiseher Ric, htang, abet diese gelegentliehen ¥ersuche bleiben an Zaht nnd Bedeutung nnd Einflug sehr welt hinter dem zuriiek, was bei uns naeh dieser Richtung sieh hervorwag~. Und nirg~ndwo sonst finder sieh ein Seitenstiiek zu dem seltsamen Zweifrontenkrieg gegen Fremdwhrterei and Purismus, den die deutsche Spraehe auszuk~mpfen hat, and dies gegenwirtig wie in tier jiingsten Yergangenheit sehtirfer und sehwerer als jemals frtiher nnd in welter zuriickliegenden Zeiten. Es ist dennoeh yon vornherein klar, .dab ~lan den Deutsehen im allgemeinen nieht geringeres Spraehverstgndnis nnd Spraehgefiihl zusehreihen kann als anderen ¥51kern. ]gindestens der Anlage naeh kann es in dieser H i n s i c h t nieht sehleehter bei ihnen bestellt sein --daftir sprechen die in nieht geringerer, eher grhl?erer, Zahl und Bedeutung aueh in deutseher Spraehe gesehaffehen Neistecwerke. Abet vietleieht erkliiren sieh jene seltsamen Ausnahmeerseheinungen aus besonderen Charaktereigensehaften, wie GedankenIosigkeit, Gelehriend[inkel, ehauvinistisehen Regungen a]ler Art und ~hnlichem. A]les das spie]t gewil3 eine zum mindesten mitwirkende R o ! ] e , --aber es ist unmhglieh, darauf a]]ein jene settsamen £usnahmeerseheinnngen zuriick zu fiihren. Denn es hande]t sich bei jenen Charaktereigensehaften urn so]ehe a]lgemein menschlieher Art, oder, wie bei den Erscheinungen des Chauvinisn~us, um Verirrungen, die iiberall mit der Entwicklung des nationalen Lebens "ziem]ieh g]eiehm~13ig hervortreten. Die wichtigsten Sonderursachen miissen also woh] etwas tiefer, in allgemeii~eren ]3edingnissen deutseher Xu]tur und deutseher gesehiehtlieher Entwicklung gesueht werden. Nan finder sie ]eichter, Wenn man die Fremdwhrterfrage nicht a]s fiir sieh bestehende ErschMnung gesondert ins Ange fagt, sondern anf dasGanze des Spraehlebens und der Spraehbehandlung sein Augenmerk richtet. Der Zweifrontenkrieg gegen J2remdw5rterei nnd Purismus oder, allgemeiner ausgedriickt, die Not; in Hinsieht der Begriffs-nnd Wortbi]dung ist ja nut eins Seite der Not]age der deutsehen Spraehe --die andere eng damit verkniipfte ist die nicht weniger schwere Not in der Satz-und Stilbi]dnng. Und yon dieser m a t dann vie]leieht ein anderes Mal die Rede sein. Harms: Die Gasbehandlung der Pferder~ude. Unter den Pferdekrankheiten, die im Kriege sowohl bei ans als such bei unseren Gegnern eine besondere Ausdehnung erfahren haben, steht die R~ude an erster Stelle. Da sie nieht nar zu einer sehweren Sehfidigung, sondern sogar zu einem grogen Yerlust des kostbaren Pferdematerials ftihrte, so war ihre zielbewugte und erfolgreiehe Bek~mpfung eine der Hauptaufgaben der Tier-~rzte. Die Pferder~tude wird in ihrer sehwersten Art wie die R~ude der tgunde und anderer Hanstiere und die IZr~tze des 3iensehen dureh eine 0,2 his 0,4 mm lange Nilbe der Gattung Sarcoptes hervorgerufen, die unter der Oberhaut ihrer Wirte G~nge gr~ibt und so die a]s Rfiude und Kr~tze bekannten IIautaffektionen hervorruft. Es ist seit langem bekannt, dat3 die R~udemilbe nieht nut yon Tier zu Tier derselbea Art iibertragen werden kann, sondern aueh yon Tier zu Tier Versehiedener A,rt nnd v o m Tier auf den 2ffensehen. Zur Bekgmpfung der ~ilben hat m a n nun zahllose und bis~eilen gar sonderhare ~iittet versueht, besonders Einreiben yon Salben und Linimenten, die abet alle, zumal in ihrer Xriegszubereitung, so gut wie vh]]ig versagt haben. Erst in der Gasbehandtung mit Schwefeldioxyd wurde ein Verfahren gefunden, das den Anforderungen einer wirksamen Bekiimpfungsmal3regel nahezu vhllig entspraeh. Wie w i r e s so hgufig in der Gesehiehte der Wissensehaften linden, sv wurde such die Be-#5mpfung der Pferderiiude durch Schwefeldioxyd gleiehzeitig und unabhiingig voneinander yon zwei Seiten erforscht und in die PraMs eingefiihrt. In Deutschland gebiihrt dieses Yerdienst Nhller, der zur gleiehen Zeit wie die franzhsischen Veterin~r-Offiziere Vigel und Chollet vom franzhsisehen Heeres-Veterinirdienst und nnabhiingig yon diesan seine Versuehe anstellte. Die Verwendung yon Gasen zur BekRmpfung yon Sehidlingen hat im Xriege eine weitgeheude Verbre[tung gefunden. Als besonders wirksam zur A'bt5tung yon sehRdliehen Tieren hat sieh das ]31ausRuregas (ttCN) erwiesen, das jedoeh (aus iioch zu erhrternden Grtinden) f a r eine Be-kRmpfung der Parasiten am lebenden Wirtstiere nieht in Betraeht kommt. Vorziiglieh bewiihrt es sieh zur Verniehtung yon Speieher-und M ilhlenseh~dlingen, yon Wanzen und Lgusen in Kasernen, Ntihlen, Eisenbahnwagen nsw., d a e s wegen seiner grol3en Fliiehtigkeit selbst in die entferntesten Winkel dringt und die Sehgdlinge restlos verniehtet. Dabei h a t es den ¥o~teil , dab es weder l~olz noeh NetalJe, noeh besonders in den Gebiiuden lagernde ¥ o r r g t e w i e 5[eht, Getreide irgendwie angreift. So kann z. ]3. yon ]3]ausiiuregas getroffenes 3£ehI ohne irgend welehe Bedenken verbaeken und vom 5fensehen genossen werden.
doi:10.1007/bf01494914 fatcat:et2wbrjmpnfedbnlox72otp5mq