Bleilot, Brecheisen, oder was sonst? Revision einer Amos-Vision
H. G. M. Willamson, W. Beyerlin
1989
Vetus Testamentum (Print)
Vorwort Der Vf. bekennt, daß er selbst, trotz nagender Zweifel, noch in seinem Kolleg Uber "Kleine Propheten" im Sommersemester 1987 im Banne jener Meinung gelehrt hat, die er nun, entzaubert, als "opinio plurium" dartut, um sie, Uberfälligerweise, aus dem Felde zu schlagen und durch ein adäquateres Verständnis des gewiß nicht unwichtigen Texts zu ersetzen. Er ist gespannt, ob ihm das gelingt und die herrschende Meinung, auf die selbst in Wörter-bUchern und Nachschlagewerken RUcksicht genommen
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... st, ihre Macht, auch auf BibelUbersetzungen, zu verlieren beginnt. Der Vf. dankt ein weiteres Mal den bei den Herausgebern der Reihe Orbis biblicus et orientalis, den verehrten Kollegen Othmar Keel und Erich Zenger, fUr die so bereitwillige Aufnahme der Arbeit und zUgige Publikation. Der letztgenannte, Fachkollege vor Ort, hat zudem mit kundigen Stellungnahmen erfreut. -Dank auch den beiden Verlagen! Anerkennung verdienen Bert Alm fUr die engagierte Erstellung der Reinschrift, Martin Mustroph und Sabine Haupt fUr Dienstleistungen zum guten Schluß. Die Ehefrau hat bibliographiert und bei der Korrektur geholfen. Allen Genannten herzlichen Dank! Gewidmet ist diese Studie dem Fachkollegen in Groningen, der sich um die Erklärung der Kleinen Propheten verdient gemacht hat. MUnster, am Jahreswechsel 1987/88 Walter Beyerlin Hinführung Wem's genügt, den Endeffekt aufzufassen, auf den die Erzählung von der dritten Vision des Amos -Kapitel 7,7-8 -abzielt, wird keine Probleme haben. Denn der Schlußsatz der Deutung, die auditionär auf die Schau hin folgt, sagt deutlich genug, worauf die Erzählung hinausläuft: Jahwe, der Herr, der eben noch, bei der ersten und zweiten Vision, durch die Fürbitte des Amos bewegt worden ist, Unheil, wie gezeigt und geschaut und gehört, nicht Wirklichkeit werden zu lassen, ist jetzt und fortan entschlossen, sein Volk nicht länger zu schonen. "Nicht noch einmal"so Jahwe ausdrücklich -"gehe ich (gnädig verschonend) an ihm vorbei!" Gericht ist angebrochen, Strafgericht am Jahwevolk. Eine neue Art Prophetie hebt an, die der Gerichtspropheten. Indes -wer mehr zu verstehen begehrt, vor allem auch das, was da im einzelnen und im ganzen, beim Umbruch zur andersgearteten Prophetie, in der dritten Vision geschaut und in der Audition, die dazugehört, vernommen worden ist, der tut sich erstaunlich schwer. Erstaunlich, weil -generationenlang -viel Geist versprüht worden ist, um die Dinge klarzubekommen. Gleichwohl ist einzugestehen: Nur wer sich begnügt, fein sacht an der Oberfläche zu bleiben, kommt mit der Illusion davon, da habe sich ja, bei der exegetischen Bemühung um die Textdetails, ein ziemlicher Konsens ergeben, mit dem sich wohl leben lasse. Jedoch, wer tiefer schürft, unter die Oberfläche, stößt auf erhebliche Schwierigkeiten und kann dann auch kaum umhin, noch einmal neu und von Grund auf nachzuforschen. Die vorliegende Studie versucht dies wie folgt: Sie will I. die Meinung, die die Szene beherrscht, die opinio plurium, dartun. Referierend -und gleichzeitig so, daß auch Schwächen spürbar zu werden beginnen und Probleme erfaßt werden können. Sie will II. die Bedeutung des Leitworts ~a~, von dem das Verständnis am meisten abhängt, rein philologisch bestimmen. Und sie will III. die ermittelte Bedeutung auf den gegebenen Text anwenden und exegetisch verifizieren sowie IV. im Kontext bewähren.
doi:10.2307/1519583
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