5. Für einen queeren Sicherheitsbegriff [chapter]

2022 Die unsicheren Kanäle  
Die vorliegende Untersuchung hat in den vorangegangenen Kapiteln anhand wissensgeschichtlicher sowie diskursanalytischer Betrachtungen von Kryptologie und IT-Sicherheit den beiden Bereichen zugrunde liegenden negativen Sicherheitsbegriff herausgearbeitet, der im Verlauf ihrer jeweiligen Geschichte trotz technischer Neuerungen konstant geblieben ist. Anschließend an die im vorigen Kapitel durchgeführten Umdeutungen des homophoben Motivs von IT-Sicherheit anhand der Back Orifice-Backdoor wird
more » ... rdings eine mögliche Öffnung dieses Diskurses hin zu einem anderen Sicherheitsbegriff erkennbar. Dieses Kapitel versucht sich daher an der Möglichkeit, einen anderen Sicherheitsbegriff für die IT-Sicherheit in Stellung zu bringen. Mit Daniel Loick (2021) schlägt dieses Kapitel einen queeren Sicherheitsbegriff vor, und fragt danach, ob und wie sich dieser für die IT-Sicherheit produktiv denken lässt. Diese Frage wird im Zusammenhang mit dem QueerOS/Queer Computation-Diskurs bearbeitet, der sich in den letzten Jahren durch einige Publikationen, die Computation, also wie Computer funktionieren und wie sie genutzt werden, und Queerness zusammendenken, gebildet hat. Vor dem Einstieg in diese Diskussion werden zunächst noch mit Eve Kosofsky Sedgwicks (2003) Konzepten des paranoid und des reparative reading zwei Modi der Wissensproduktion eingeführt, die für eine solche Diskussion notwendig sind, und die Diskurse von IT-Sicherheit und Kryptologie auf ihre Zugehörigkeit zu diesen befragt. 1 1 Teile dieses Kapitels, insbesondere die Diskussion von paranoid und reparative reading in Hinblick auf mögliche Formen von Sicherheit wurden bereits veröffentlicht (vgl. Shnayien 2022).
doi:10.1515/9783839463062-005 fatcat:ecsan4d3ordqtfqovstflheqku