Wohin die Sorgen gehören
Sophie Von Adelung
1900
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SaS gefäßaß iß m öfters, aber fo tiefe galten ßattcn fid) nod) fetten in feine ©tira gegraben, unb in oßnmäd)tigem 3orn ballte er bie fÇauft in bcr 5©afd)egegen wen, baS wußte er freitid) fetber ntdjt fo recßt. Stber ging nidft atteê in biefen Sagen "über« ZWcriß", Wie er fid) auSbriidte? ©ein SBeib, bie fleißige ©ßriftiane, ßatte feit ein ßaar Sagen einen tränten gmß unb tonnte nicßt, wie fonft, nacß bem tteincn |)auSßatte fe^en. @S würbe bcr flutten, rührigen fyrau fäjwer, ftttt gu liegen nnb nidjt mit anzugreifen, wenn atteS "brnnter unb brüber ging", wie fie öerfidjerte. StnbrcaS ßatte eine SluSßütfe ge= ßott, baS fiinfzeßnjäßrige Sjäbeti nom SöeberßattneS, bem einzigen 9?ad)= barn ber cinfamen SBatbftßüßenfamitie. Slttein baS SSöbeti mar untücßtig, nnb bie 2Batbfd)itßenfrau beteuerte, fie rnadje fie nerßös, lieber taffe fie atleë liegen nnb ftetjen, als fo einer jujugaden. Sie llnruße feiner $rau ftedte zute|t and) ben fonft rußigen StnbreaS an, unb Säbeti war an biefem äßorgen fortgefd)idt worben. ©dßtucßzenb, bie ©ißitrze oor bent (Sefidit, War fie in btinber £>aft ßinauSgeflürgt, wobei fie ttod) ben tteinen tpeinrid) unb einen großen Sinter ÏBafferS umfticß. S)aS SBaffer rann auf bem Stoben ßin unb im Sßaffcr tag baS |)etnerti, fdjreienb unb zapftetub, unb außer fid), baß bie SDÎufter nicßt, wie fonft, ßerbeieitte, um eS aufzugeben unb ju tröften. StlS enbtid) ber 3Sater tarn, mußte Çeinerte umgetteibet werben, benn er War naß bis auf bie ipaut, unb ba S3äbete atteS ©ruftcS baüongegattgeu war, blieb bem SBalbfdfüßen nidjtS übrig, atS bieS Stmt fetber zu beforgeu, was er aud) gutwittig tat, obfcßon ftd) ißm babei bie bunfteu Srauen fd)ott bebenttid) zufantmenzogen. Scr tteine ipeinrieß war fein ganzer ©totz unb itjm zuliebe mottle er gcrabe feine aitfftcigenbe 23erftimittung ßinabfeßtuden, als ein tteueê Ungtücf gefäßaß. ©ht bureßbringenber @e« rud) unb ein gleiäßzeitigcS tauteS ©ezifeße aus ber tteinen ,@üd)e metbete an, baß 23äbeli bie ftRitd) auf bem $euer fteßen getaffen ßatte, bie nun ftlößlid) iibergeftoffen war unb einen entfeßtid)en Suft »oerbreitete, 3Jîit ißr war aber aud) baS fjrüßftüd ber tteinen $amitie baßin, benn eS gab teine weitere ftftitcß im §aufe, unb fo mußte bcr SBatbfdjiiß oßne Kaffee, nur mit einem ©tuet trodenen SroteS im ïïtîagen, feinen fDïorgengang antreten, ®ein SBunber, baß er nur turzen Slbfdjieb oon SBeib unb Ätnb naßm, unb auf ßßriftianen'S forage : "^u SJÎittag tommft bod) ßetrn, "51m pitüliäjen ©erb". Qapsaitfl IV. Çcft 6. I Wohin die Sorgen gehören. Bon Sophie von Adeln ng. Nachdruck verboten, Andreas Raupacher, der Forstwart, ging in sehr schlechter Laune aus seiner Hütte dem Walde zu. Das geschah ihm öfters, aber so tiefe Falten hatten sich noch selten in seine Stirn gegraben, und in ohnmächtigem Zorn ballte er die Faust in der Taschegegen wen, das wußte er freilich selber nicht so recht. Aber ging nicht alles in diesen Tagen "überzwerch", wie er sich ausdrückte? Sein Weib, die fleißige Christiane, hatte seit ein paar Tagen einen kranken Fuß und konnte nicht, wie sonst, nach dem kleinen Haushalte sehen. Es wurde der flinken, rührigen Frau schwer, still zu liegen und nicht mit anzugreifen, wenn alles "drunter und drüber ging", wie sie versicherte. Andreas hatte eine Aushülfe geholt, das fünfzehnjährige Bäbeli vom Weberhannes, dem einzigen Nachbarn der einsamen Waldschützensamilie. Allein das Bäbeli war untüchtig, und die Waldschützensrau beteuerte, sie mache sie nervös, lieber lasse sie alles liegen und stehen, als so einer zuzugucken. Die Unruhe seiner Frau steckte zuletzt auch den sonst ruhigen Andreas an, und Bäbeli war an diesem Morgen fortgeschickt worden. Schluchzend, die Schürze vor dem Gesicht, war sie in blinder Hast hinausgestürzt, wobei sie noch den kleinen Heinrich und einen großen Eimer Wassers umstieß. Das Wasser rann auf dem Boden hin und im Wasser lag das Heinerli, schreiend und zappelnd, und außer sich, daß die Mutter nicht, wie sonst, herbeieilte, um es aufzuheben und zu trösten. Als endlich der Vater kam, mußte Heinerle umgekleidet werden, denn er war naß bis auf die Haut, und da Bäbelc alles Ernstes davongegangen war, blieb dem Waldschützen nichts übrig, als dies Amt selber zu besorgen, was er auch gutwillig tat, obschon sich ihm dabei die dunklen Brauen schon bedenklich zusammenzogen. Der kleine Heinrich war sein ganzer Stolz und ihm zuliebe wollte er gerade seine aufsteigende Verstimmung hinabschlucken, als ein neues Unglück geschah. Ein durchdringender Geruch und ein gleichzeitiges lautes Gezische aus der kleinen Küche meldete an, daß Bäbeli die Milch auf dem Feuer stehen gelassen hatte, die nun plötzlich übergeflossen war und einen entsetzlichen Dust verbreitete. Mit ihr war aber auch das Frühstück der kleinen Familie dahin, denn es gab keine weitere Milch im Hause, und so mußte der Waldschütz ohne Kaffee, nur mit einem Stück trockenen Brotes im Magen, seinen Morgengang antreten. Kein Wunder, daß er nur kurzen Abschied von Weib und Kind nahm, und auf Christianen's Frage: "Zu Mittag kommst doch heim, "Am häuslichen Herd". Jahrgang IV. Heft «. _ 162 -aSater?" mit einem "©' gibt ja bod) niç gu effen Ijeut" tie ©tube ocr< lieg. 5 ?ein SBunber ami), bag bie ©onne Ijeute trübe fcgien unb ber ©ijgel laute $ubetlieber gar nidjt gufammenguftimmen fdjiencn. $a, bad foil einer bod) probiren, bie SBelt nod) fdjön finben, wenn er an einem fo füllen SIpritmorgen nidjt einmal einen oernünftigen »armen ©d)lnd im Seibe Ijat! SJÎigmntig fdjritt fRaupadjer baljin, opne auf bie ©aufenbe oon fun= lelnben ©ropfen gu achten, bie an ben §almen gitterten unb gange perlen» fdjnüre auf ben grauen ©pinn»eben am SBegranbe bilbeten, bie an ber ©onne in garten Sftegenbogenfarben erglängten. ©>agu £>atte er aud) nod) fogufagen einen ©pegiatberbrufj, einen Merger, über ben er mit feinem Söeibe nod) gar nidjt gefprocgen f)atte, »eil er itjr nidjt mit einer neuen ©orge lommen »oöte. ©ein ©ruber, ber um öieled älter »ar aid Slubread, Neb! öie Musik moralische Wirkungen ausî Bon Heinrich Pud or. Die berühmte und berüchtigte Isx, welche zu so lebhaften Kunstdebatten in Kreisen, welche sonst der Kunst ziemlich fernstehen, geführt hat, hat auch das alte Schlagwort wieder hervorgelockt, daß die Kunst mit der Moral nichts zu tun habe, weil sie über aller Moral stehe. Es lohnt sich der Mühe, zu untersuchen, ob dies Wort, das immer zitiert wird, Welt am Montag.
doi:10.5169/seals-663916
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