Beitrag zur Lebenszähigkeit des Säugethier-Foetus

Andreas Högyes
1877 Pflügers Archiv: European Journal of Physiology  
In einer diesj~ihrigen iirztlichen Faehsitzung der Klausenburger medicinisch-naturwissenschaftlichen Gesellschaft, wo ich die Wirkung des Kohlenoxydgases auf den Verlauf der Athmungsbewegungen wahrend der Erstickung experimentell demontrirte, kam zufi~llig ein triichtiges Kaninchen unter das Experiment. Als die Phasen der Vergiftung abgeflossen, bei dem Thiere auch die letzte Respiration voriiber war, und dasselbe ganz unempfindlich, unbeweglich, todt vor mir lag, zeigte sich bei der nach
more » ... hr 4--5 Minuten vol: dem Auditorium vorgenommenen Section ausser den bekannten Symptomen der Kohlenoxydvergiftung bel ErSffnung der Eihiiute der tr~chtigen Gebiirmutter jene merkwiirdige Erscheinung, dass die ungefi~hr 8--9tiigigen Embryonen noch am Leben waren. Als ich die Embryonen nus ihren Hiiuten entwickelte, fingen sie, als sie die Luft traf, sogleich zu athmen an; dasselbe geschah, wenn ich im Fruchtwasser, bevor sie noch mit der Luft in Beriihrung kamen, rien Nabelstrang comprimirte. Dieselben Erscheinungen zeigten sich auch dann, wenn ich den Foetus sammt Placenta von dem mtitterlichen Theite der Placenta abtrennte und dann die Eihiiute erSffnete oder den Nabelstrang comprimirte. W~hrend ich die 6 Embryonen derart untersuchte, verging eine gute Viertetstunde und auch bel ErSffnung der Eih~ute des letzten Foetus waren dieselben Erscheinungen sichtba5 wie bei dem ersten. Bel jedem Embryo entstanden bei Compression des Nabelstranges oder bel Beriihrung mit der Luft seltene tiefe Respirationen, welche frequente 9 wurden, wenn ich den Foetus meehanisch reizte, in welch' letzterem Falle ausserdem auch noch in den Extremitiiten Bewegungen entstanden. Spi~ter hSrten die selbstst~indigen Athmungsbewegungen auf, und nur die Refiex-Erregbarkeit blieb bei jedem Embryo circa 20 Minaten hindurch zuriick.
doi:10.1007/bf01628352 fatcat:ankq44ffdrd6pn2qm7p63gunee