XXV. Ein neues Zweikreisgoniometer, seine Anwendung und Hilfsapparate

F. Stöber
1915 Zeitschrift für Kristallographie - Crystalline Materials  
Die bis jetzt beschriebenen Zweikreisgoniometer lassen für den einen der beiden Teilkreise nur eine beschränkte Drehung zu, und das hat zur Folge, daß ein bestimmtes Gebiet der Krystallbegrenzung der Messung unzugänglich bleibt. Man kann dieses Gebiet zwar wesentlich dadurch verringern, daß man das Kollimatorrohr entfernt und in dem Fernrohr einen Gauß'schen Spiegel anbringt (v. Fedorow), aber diese Autokollimation des Fernrohrs läßt sich nur zu Messungen an gutspiegelnden größeren Krystallen
more » ... wenden. Für die anderen Goniometer mit getrennten Fernund Kollimatorrohren (V. Goldschmidt, v. Groth) kann das unzugängliche Gebiet durch Verkleinerung des Einfallswinkels eingeschränkt werden, aber es ist nicht möglich, auf diese Weise eine erhebliche Vergrößerung des meßbaren Bereichs zu erzielen, weil bei zu kleinem Einfallswinkel der Beobachter durch die Beleuchtungslampe belästigt wird und außerdem die Reflexe in gewissen Fällen sehr lichtschwach werden. Nun sind ja die Krystalle vielfach unvollständig ausgebildet, und wenn man dann den nicht ausgebildeten Teil des Krystalles mit dem unzugänglichen Meßbereich zusammenfallen läßt, so bietet die beschränkte Drehung des zweiten Teilkreises keine weiteren Schwierigkeiten; in allen anderen Fällen muß man aber bekanntlich, um eine vollständige Bestimmung des Krystalles zu erhalten, diesen zur Messung seiner zweiten Hälfte »umlegen« (G. Wulff), und das ist nicht allein zeitraubend, sondern kann auch leicht Veranlassung zu Versehen geben und bildet jedenfalls einen Übelstand in der zweikreisigen Messung. Kurz, die bekannten Theodolitgoniometer erfordern entweder sehr gut ausgebildete Krystalle oder bieten einen in sehr vielen Fällen ungenügenden Meßbereich. Brought to you by | University of California Authenticated Download Date | 6/8/15 12:42 PM 1) Das Instrument wurde nach meinen Zeichnungen von R. Fueß in Berlin hergestellt; ich fühle mich verpflichtet, der bewährten Firma und besonders dem Leiter der II. Abteilung, Herrn C. Leiß, für das freundliche Entgegenkommen und die viele Mühe, die auf den Bau des Instruments verwandt wurde, meinen aufrichtigen Dank auszusprechen.
doi:10.1524/zkri.1915.54.1.442 fatcat:x5vw2dkckfdapk5iozctf7ny24