Scheinbare chemische Anziehungen

Raphael Ed. Liesegang
1910 Annalen der Physik  
Es wurde vor einiger Zeit darauf hingewiesen, daB bei Diffusionen in Gallerten Erscheinungen auftreten konnen, welche den Anschein erwecken, als handele es sich um die Anziehung z. B. zweier naszierender Chlorsilbermassen auf Entfernungen bis zu 1 cm und mehr. l) Wahrend namlich ein Tropfen Silbernitratlosung, den man auf eine chlornatriumhaltige Qelatine-Gallertschicht aufsetzt, sich nach allen Seiten gleichmaBig durch Diffusion unter Chlorsilberbildung ausbreitet, entstehen erhebliche
more » ... ionen dieses im Normalen kreieformigen, wenn man in einem Abstand von mehreren Zentimetern Entfernung einen zweiten Silbernitrattropfen aufgesetzt hatte. Die Chlorsilbermassen wachsen von einem gewissen Zeitpunkt ab vie1 stLker aufeinander zu als nach den anderen Richtungen. Bei den damaligen Versuchen wurde immer mit zwei Reagentien gearbeitet, welche Niederschlage geben. Es konnte damit die Stimmung erweckt werden, daB die Membrane (im Sinne Pringsheimsa)), welche dabei entstehen konnen, von prinzipieller Bedeutung fiir die Entstehung des Phanomens sein konnten. Eine Versuchsreihe mit Chemikalien, die beim Zusammentreffen keinen Niederschlag gaben, zeigte aber , daB letzteres nicht der Fall sei.
doi:10.1002/andp.19103371009 fatcat:yxnoroppdrhujmjd3kmvfilnj4