Freie Vereinigung der Chirurgen Berlins (Schluss aus No. 17.)

1892 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
Schluss aus No. 17.) 4. herr Sonnenburg: Zur Behandlung der gangränsen hernien. Meine Herren! Sie wissen, dass wir uns heute noch lange nicht darüber schlüssig sind, welche Methode bei der Operation eines eingeklemmten brandigen Bruches den Vorzug verdient, die primäre Resection des gangränösen Darmtheiles oder die Anlegung eines Anus praeternaturalis. Ich habe in dem letzten Jahre in neun derartigen Fällen einen Anus praeternaturalis angelegt. Ich habe mit wenigen Ausnahmen stets dieses
more » ... en geübt, weil ich früher schlechte Erfahrungen bei der primären Resection insofern gemacht habe, als sehr häufig die Ausdehnung der Gangrän einer Darmschlinge sich unserer Beurtheilung entzieht. Wenn man scheinbar im Gesunden resecirt -Sie werden ja alle diese Erfahrung gemacht haben -zeigt sich später doch, dass die Gangrän weiter geht, manchmal in erschreckender Weise sich über grosse Theile des Darms ausdehnt und zur tödtlicheu Peritonitis führt. Nun sind die Resultate, die wir mit der Anlegung des Anus praeternaturalis haben, auch nicht die allerbesten. Von neun Fällen, die ich operirt habe, sind eigentlich nur zwei definitiv geheilt. Die Patienten gehen sehr häufig während der langen Behandlungsdauer, besonders wenn eine hoch gelegene Darmschlinge incarcerirt gewesen war, an Inanition zu Grunde, oder die zur Beseitigung des Anus praeternaturalis nothwendigen chirurgischen Eingriffe bringen dem elenden Kranken neue Gefahren, sodass die Prognose der gangränösen Hernien immer schlecht bleiben wird. Es würde aber zu weit führen, auf dieses interessante Capitel hier einzugehen. Bei diesem Patienten, den ich mir vorzustellen erlaube, werden Sie eine vorzügliche Heilung einer incarcerirten gangränösen Hernie constatiren können. Im Monat Februar d. J. entstand plötzlich durch Heben einer Last der Bruch und klemmte sich ein. Als der Patient operirt wurde, zeigte sich die Darmschlinge schon gangränös. Ich bebe aus der interessanten Krankengeschichte nur folgende Momente hervor. Es wurde zunächst ein Anus praeternaturalis angelegt. Dann zeigte sich am nächsten Tage wieder eine Verfärbung der Darmenden. Der ganze Leistencanal wurde gespalten, der Darm hervorgezogeff, der gangränöse Abscheitt mit dem Paquelin eutfernt, die Enden des Darmes in der Wunde fixirt. Nun ereignete sich in den nächsten Tagen ein Prolaps des Darms, und dieser Prolaps hatte zusammen mit dem Umstande, dass noch ein Theil des Darms
doi:10.1055/s-0029-1199153 fatcat:fugvwbtcrneqvlt7ye5yccgjnq