Beobachtungen an Hunden mit Gallenfistel

F. Röhmann
1882 Pflügers Archiv: European Journal of Physiology  
Assis~ent am 1ohysiologisehen Insti~u~ zu Breslau. Zwei Aufgaben sind es, welehe die Galle nach den bisherigen Ansehauungen vor allen anderen im Darmkanal zu erftillen hat: sie soll die Resorption der Fette vermitteln und verhindern~ dass die schon im oberen Theile des Darmes eingeleiteten F~ulnissprozesse ein gewisses Maass tiberschreiten. Begrtindet wird diese Ansieht unter anderem dutch Beobaehtungen an Individuen, bei denen aus irgend einem Grunde die Galle nicht in den Darm gelangt,
more » ... rs aber durch die Versuche mit Gallenfistelhunden. Am prlignantesten werden die Erseheinungen, welehe sieh naeh Aussehluss der Galle yon Seiten des Darmkanals einstellen und welche die antiputride Wirkung der Galle beweisen sollen, yon Bid der und S e hm i d t 1) gesehildert. "Die Verdauung sehien gehSrig yon Statten zu gehen, die Darmentleerungen waren trage und selten. Die F~ces nahmen bald eine sehmierige lehmartige Besehaffenheit an, waren graM oder grtinlich gefiirbt und zeigten Uberaus iiblen, oft wahrhaft aashaften Gerueh, der entsehieden auf Fiiulniss hinwies. Daftir spraeh aueh die starke Gasentwicklung im Darm, das besti~ndige Kollern und Poltern im Unterleibe und der Abgang yon stinkendem Flatus. Selbst der Gerueh der exspirirten Luft war unangenehm, gleichgiiltig ob das Thier ntiehtern war oder gegessen hatte. Trotz der hbmagerung erhielten sieh die Thiere eine Zeit lang taunter, waren aber sehr schwaeh, der [-Ierzsehlag blieb normal, und ohne sttirmisehe Erseheinungen erfolgte ein Erl(ischen tier Lebenskri~fte, ein allgemeiner Marasmus, der nach einiger Zeit den Tod herbeifUhrte. In keinem ein-1) Die Verdauungss~fte und tier Stoffweehsel. Mitau u. Leilozig , 1852, 1 o . 103. E. Pflfger, hrchiv f Physiologie. Bd. XXIX. 35 510 F. R~Jhmann: zelnen Orgaue war eine Beeintr~ehtigung, nirgends eine ausreichende Todesursache zu finden. Bei Thieren, die ein sehr grosses Maass yon 1XTahrung erhielten and die f~ir den Ausfall des Fetts dareh viel Eiweiss und Koblehydrate widerstandsf~higer gemaeht warden, waren die Erseheinungen gemildert, abet die Gasentwieklung im Darm und die Besehaffenheit der F~ees blieben die gleiehen." An diese Besehreibung kntipft Maly I) folgende Betraehtung. "Es ist yon einem Physiologen die geistreiche Bemerkung ausgesprochert worden, dass die Regulirung des Stoffwechsels keine vollkommene sei, dass sieh gewisse Fehler summiren, als deren Consequenz naeh l~ngerer oder kUrzerer Zeit der physiologisehe Tod erfolgt. Warden solcbe Fehler nieht existiren, so w~re es nieht zu begreifen, wie ein Mensch, wie ein Thief, die jahrelang gleieh funetioniren, gleich sieh ern~hren, kurz unter gleiehbleibenden Verhaltnissen leben, in ihrem Innern nieht gleieh bleiben, sondern an Energie abnehmen, wie wir sagen, alt werden und endlich zu Grunde gehen. Ieh glaube, dass diese Fehler der 0rganisation nur im Verlaufe von Funktionen stattfinden k~nnen, die nicht unterlassen werden dtirfen. Eine solehe Funktion ist .die Verdauung; indem die Prozesse im Darmkanal aus den genossenen Eiweiss-kSrpern das fur den Verbrauch des Abgenutzten bestimmte fliissige, bewegliehe and organisationsf~ihige Pepton pr~pariren, zer-f~llt gleiehzeitig --and das ist ein soleher Fehler, dessert Unvermeidliehkeit seine Consequenzen geltend maeht-ein anderer Theil Eiweiss welter, d. h. er verfault, denn er ist dazu unter den giinstigsten Bedingungen. Die Eiweissf~ulnissproduete sind dem Organismus feindlich, unter ihrem Einflusse steht er dauernd, die endliehe Folge dieser ehronisehen Vergiftung ist der pbysiologische Tod. Die Gallens~uren, so kann man sich denken, wirken eorrigirend als antiputride Stoffe der F~ulniss entgegen, ohne freilieh sie v~lljg zu verhindern. Fliesst die Galle dureh die Fistel aus, so wird die F~ulniss rapid, Gase treteu massenhaft auf and die F~ulnissproduete rieeht man am Athem, als Zeiehen, dass sie den ganzen KSrper durehdringen; die Folge ist Marasmus and frtiherer Tod ohne Lokalerkrankung; die ehronisehe u wird aeuter. Die Gallens~uren sind Desinfeetionsmittel, die fast dureh die gauze Darml~inge hindureh wirken. , . --" 1) L. ttermann, gandbuch tier Physiologie, Bd. u Chemie tier Ver-dauungss~,fte etc., 13. 185.
doi:10.1007/bf01612054 fatcat:ubaj4jd6dzd2zhstb5jaboux4y