Vorwort [chapter]

2022 Curiositas  
Der vorliegende 42. Band der 'Miscellanea Mediaevalia' geht auf die 42. Kölner Mediaevistentagung zurück, die vom 7. bis 10. September 2020 stattfand. Thema und Gegenstand der Tagung sowie dieses Bandes werden durch einen Begriff zum Ausdruck gebracht: curiositas. Mit diesem Begriff ist ein anthropologisches Existential bezeichnet, das durch Aristoteles' Eröffnungssatz der 'Metaphysik' seinen locus classicus gefunden hat. Das desiderium sciendi, der Impuls eines umfangreichen Strebens nach
more » ... n, schlägt sich in einer ebenso umfangreichen Begriffsgeschichte nieder, die bis heute noch nicht geschrieben ist. Gerade für jenes lange Jahrtausend, das wir für gewöhnlich das 'Mittelalter' nennen, erweist sie sich als derart komplex, dass zumindest die Frage gestellt werden darf, ob es überhaupt gelingen kann, dem vielschichtigen Phänomen der Neugier (curiositas) in einer großangelegten Meistererzählung gerecht zu werden. Das wird in dem vorliegenden Band deutlich, der eine große Bandbreite von Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftlern aus Philosophie und Theologie, den Geschichtswissenschaften und Philologien, den Literatur-, Kultur-und Religionswissenschaften sowie den Kunst-und Objektwissenschaften versammelt. Eine solche großangelegte Perspektive der Interdisziplinarität erscheint uns unverzichtbar, um der als Anspruch formulierten, lebendigen Tradition der Kölner Mediaevistentagungen und ihres literarischen Niederschlages in den 'Miscellanea Mediaevalia' auch in diesem nun vorliegenden 42. Band gerecht zu werden: Sehgewohnheiten und etablierte Narrative an ihre Grenzen zu führen, in Frage zu stellen und zu überdenken, um auf diese Weise neue Perspektiven zu eröffnen. Offensichtlich hatte unser Thema einen Nerv getroffen, denn auch auf diesen 'Call' erhielten wir eine beeindruckende Zahl an Vorschlägen, die es uns ermöglichten, ein attraktives Tagungsprogramm zusammenzustellen, das sich nun auch in Buchform abbildet. Allen Kolleginnen und Kollegen, die einen Themenvorschlag eingereicht haben, sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt, insbesondere aber allen, die zu diesem Band der 'Miscellanea Mediaevalia' beigetragen haben. Ein Ideenlabor wie die Kölner Mediaevistentagung braucht einen weitgespannten Freundeskreis, der unsere Ideen aufgreift und weiterspinnt, und aus dessen Mitte nicht zuletzt alle zwei Jahre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Teilen Europas und der Welt nach Köln kommen, um dort einander zu begegnen, an der Tagung teilzunehmen und mitzuwirken. Auf diese Weise ist die Kölner Mediaevistentagung selbst zur Plattform für zahllose Forschungsaktivitäten geworden.
doi:10.1515/9783110792461-201 fatcat:7j7khrtlibbbvba3ks36ovr6ke