Andreas Becker, Saskia Reither, Christian Spies (Hg.): Reste. Umgang mit einem Randphänomen

Kay Kirchmann
2007
Christian Spies (Hg.): Reste. Umgang mit einem Randphänomen Bielefeld: transcript 2005, 286 S., ISBN 3-89942-307-0, € 27,80 "Was ist ein Rest'! Wie geht man mit ihm um? Auf welche Weise werden Reste kulturell erzeugt'! Und wie werden sie wahrgenommen?" (S.7) --dies sind die Leitfragen, denen sich der vorliegende Sammelband verschreibt, der auf eine Tagung des Graduiertenkollegs "Zeiterfahrung und ästhetische Wahrnehmung" der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/Main zurückgeht. Der
more » ... zum Kollegsthema ist in den Worten der Herausgeberinnen in der "unästhetisch, a-temporal" (ebd.) gegründeten Struktur dieses "Randphänomens" und der Frage nach der Funktion des Restes in der "Erinnerungskultur einer postindustriellen Gesellschaft"' (ebd.) gegeben. Diese eher allgemein gehaltenen Fragehorizonte verdeutlichen bereits, dass es in diesem Sammelband nicht um eine systematische Erschließung des Rests gehen kann und soll, sondern eher die Funktionsspektren von Resten für die Kultur, Kunst und Gesellschaft der ( Post-)Moderne ausgeleuchtet werden sollen. Dieser vorsichtigen Annäherungsfigur entsprechen denn auch die vier wiederum recht grob gefassten Funktionskategorien, die den einzelnen Beiträgen zur Rubrizierung dienen sollen: "Reste erinnern", "Reste ausschließen", "Reste sammeln" und "Reste nutzen". Entsprechend weit gefächert sind die thematischen und disziplinären Annäherungen an den Komplex, entsprechend disparat die impliziten Setzungen und Definitionsversuche des Gegenstandes: Da versammeln sich Beiträge über Industrieruinen (Susanne Hauser), Bildreste (Christian Spies, Vera Beyer, Jürgen Reble), über Formulierungen des Rests in der Literatur (Anja Lemke, Burkhardt Lindner) und in der Architektur ( Philip Ursprung), über Funktionalisierungen des Rests in der Kybernetik (Wolfgang Ernst), der Museumspraxis (Ulrich Krempel) oder der nationalsozialistischen Filmpropaganda (Thomas Küpper)-mithin primär gegenstandsbezogene Analysen -mit einigen doch stärker begriffsoder ideengeschichtlich bzw. theoretisch orientierten Aufsätzen (Elena Esposito, Manfred Schneider, Florian Mundhenke. Sonja Windmüller). Wird insofern die schimmernde Vielfalt des Begriffsfeldes ,Rest' in der Breite der vorliegenden Anwendungshorizonte durchaus eindrücklich bekräftigt. so zeigen sich bei näherer Betrachtung jcdoch auch die epistemische Unschärfe der Kategorie und die Heterogenität der untcr diesem Begriff subsumicrten Phänomene. die zwischen materiellen Resten, Formen der Wiederautbereitung oder Musealisierung, zeitlichen Fragmenten und ideellen bzw. faktischen Leerstellen oszillieren. Nicht immer scheint daher die Kategorisierung der Phänomene als .Reste' zwingend. nicht
doi:10.17192/ep2007.1.858 fatcat:g3ebwtyrjfe7bhpsidyi2vml6i