Francia-Recensio 2010/3 Frühe Neuzeit-Revolution-Empire (1500-1815)
Daniel Christensen, Randolph Head
unpublished
(ed.), Orthodoxies and Heterodoxies in Early Modern German Culture. Order and Creativity 1550-1750, Leiden (Brill) 2007, XIV-284 p., 22 ill. (Studies in Central European Histories, XLII), ISBN 978-90-04-16276-1, EUR 99,00. rezensiert von/compte rendu rédigé par Ruth Schilling, Berlin Der Sammelband vereint eine Auswahl von Beiträgen zu einer Konferenz der Arbeitsgruppe »Frühe Neuzeit Interdisziplinär«, die im Jahr 2005 stattfand. »Frühe Neuzeit Interdisziplinär«, inzwischen auf über 130
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... er angewachsen, will nicht nur transkontinental sondern auch interdisziplinär arbeiten und zu einem weiterführenden Verständnis der Frühen Neuzeit als Epoche beitragen 1. Der Sammelband offenbart die Stärke und gleichzeitig auch die Problematik dieses Ansatzes. Den beiden Herausgebern gelingt es überzeugend, dem Band in Ihrem Einleitungstext eine thematische Klammer zu verleihen. Diese ist in einigen Einzelbeiträgen allerdings eher implizit vorhanden. Daniel Christensen und Randolph C. Head schlagen einen Bogen von den inner-und supra-konfessionellen Diskursen um Orthodoxie und Heterodoxie zu den politischen Verhältnissen im Reich und darüber hinaus sowie zu den Kanonbildungen in anderen Bereichen wie zum Beispiel der Geschichtsschreibung oder den Künsten. Auf diese Weise wird ein Weg erkennbar, wie jenseits von mehr oder weniger polemischen Diskussionen um eine Kulturgeschichte des Politischen oder eine Politikgeschichte der Kultur Verbindungslinien zwischen religiösen, politischen und kulturellen Gemeinschaftsbildungen erforscht werden können. Die Herausgeber haben die insgesamt zehn Beiträge in drei Kapiteln angeordnet, in »Epistemologies«, »Practices« und »Limitations«. Auch wenn diese Anordnung gerade im ersten Teil der inhaltlichen Fokussierung der Beiträge gerecht wird, so wirft sie doch einige Fragen auf, gerade dann, wenn man das in der Einleitung dargelegte Forschungsprogramm ernst nimmt. Die Trennung von Epistemologien und Praktiken, die nicht dem hohen Anteil von Wissen in Praktiken gerecht wird, reflektiert nicht die Ausrichtung der jeweiligen Beiträge. So ist nicht recht verständlich, warum Markus Friedrich' eindringliches Essay über die Rolle der Adiaphora in der Ausformung lutherischer Identität unter dem Label »Epistemologies« aufgeführt wird, während Thomas Kaufmanns souverän argumentierende Überlegungen zur Rolle des Anderen in der religiösen und politischen Diskussion der Frühen Neuzeit unter das Stichwort »Practices« eingeordnet werden. Diese Kritik zeigt, dass sich die einzelnen Beiträge dank ihrer thematischen Dichte schwer unter ein bestimmtes Schlagwort einordnen lassen. Nathan Baruch Rein gelingt es im Eröffnungsbeitrag des ersten Kapitels geradezu beispielhaft, die Genese von Religion als einem abgegrenzten Bereich in den politisch und religiös instabilen Zeiten des Augsburger Interims nachzuzeichnen. Er weist zurecht 1 Vgl. http://fni.ucr.edu/ (zuletzt besucht am 17.4. 2010). Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de
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