Dynamische Demokratie als Herausforderung und Ziel: Prolegomena zur Analyse von Demokratiereformen

Ludger Helms
2009 Journal for Comparative Government and European Policy  
Die liberale Demokratie ist eine außerordentlich dynamische Staats-und Herrschaftsform, die sich wandelt, auch wenn man sie nicht reformiert. Reformen stellen einen Weg dar, dem Wandel der Demokratie eine bestimmte Richtung zu geben. Während Reformen an der Demokratie politisch in aller Munde sind, ist die politikwissenschaftliche Beschäftigung mit Demokratiereformen vergleichsweise wenig entwickelt. Der Komplexität der liberalen Demokratie vermögen nur Ansätze gerecht zu werden, die neben den
more » ... nstitutionellen Optionen die jeweils vorherrschenden politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen von Demokratie und die jeweiligen Kompatibilitätspotentiale zwischen institutionellen Lösungen und gesellschaftlichen Erwartungen berücksichtigen. Die Gesellschaft ist in ihrer Bedeutung für die Demokratiereform jedoch nicht auf den Status einer erklärenden Variable oder kontextuellen Randbedingung beschränkt; sie ist vielmehr selbst ein mögliches Objekt demokratiepolitischer Reformen. Liberal democracy represents an immensely dynamic type of political regime, which tends to evolve and change even in the absence of political reform. Reforms may be considered mechanisms designed to give change a particular direction. Whereas democratic reforms are widely discussed in many contemporary democracies, social scientific analyses thereof have remained rather thin on the ground. When analysing democratic reforms, the complexity of liberal democracy requires taking into account both the institutional and social/cultural conditions of democratic governance as well as the compatibility between institutional solutions and social expectations. That said, society is far from being a mere contextual component of reform policies or an explanatory variable for democratic reforms; rather, it marks a possible target of political reforms in its own right.
doi:10.5771/1610-7780-2009-2-187 fatcat:o54nkdtu2zfjrd2gayqszzfwpe