Über Hemmung der Blausäurewirkung in lebenden Zellen

Otto Warburg.
1912 Hoppe-Seyler´s Zeitschrift für physiologische Chemie  
Während sich für eine große Reihe oxydationshemmender Substanzen einfache Beziehungen zwischen Konstitution und Wirkung ergeben haben, 1 ) ließ sich die Blausäure keiner der bisher aufgestellten Gruppen zuordnen. Die Ausnahmestellung der Blausäure wurde schon mehrfach hervorgehoben, 2 ) so war sie z. B. die einzige oxydationshemmende Substanz, mit deren Hilfe sich die Zellteilungsgeschwindigkeit in weiten Grenzen beeinflussen ließ, während die übrigen lipoidlöslichen Stoffe, wenn sie die Atmung
more » ... herabsetzten, die Zellteilung vollständig aufhoben. Von ganz anderer Seite haben sich nun Tatsachen ergeben, die das Besondere der Blausäurewirkung in neuer Weise beleuchten und für die Aufklärung ihrer Wirkungsweise vielleicht von Bedeutung werden können. Folgendes wurde festgestellt: Zahlreiche Substanzen, wie Alkohole, Formaldehyd, Urethane, substituierte Harnstoffe, addieren sich in ihrer Wirkung auf die Oxydationsprozesse; beträgt z. B. die Hemmung durch Urethan 30 °/o, durch Formaldehyd 20 °/o, so ist die Hemmung durch beide zusammen 50°/o oder etwas mehr. Bringt man dagegen Blausäure und Alkohole, Blausäure und Urethane, gleichzeitig in die Zelle, so ist die Hemmung keineswegs gleich der Hemmung durch die Summe der Komponenten, sondern be-*) 0. War bur g, Beziehungen zwischen Konstitution und physiologischer Wirkung, Verhandlungen des Deutschen Kongresses für innere
doi:10.1515/bchm2.1912.76.5-6.331 fatcat:wicoixcptbbsri7chxdkcvhnoi