Die vulgärgriechischen Chroniken und die rumänische Trojasage
Karl Praechter
1899
Byzantinische Zeitschrift
Die TOlgärgriecMschen Chroniken und die rumänische Trojasage, Im 4. Bande dieser Zeitschrift S. 519 ff. habe ich als Quelle der von Gaster Byz. Z. 3 (1894) S. 528 ff. besprochenen rumänischen Bearbeitung der Trojasage eine bis Nikephoros Botaneiates reichende anonyme Weltchronik nachgewiesen, die sich im wesentlichen als Paraphrase des Eonstantinos Manasses ergab. 1 ) Gleichzeitig hat Istriii in seinem Aufsatze "Beiträge zur griechisch-slavischen Chronographie" im Archiv f. slav. Phil. 17
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... S. 416 ff. die Übereinstimmung der rumänischen Troika mit den betreffenden Abschnitten zweier Athoschroniken (Nr. 601 und 602 des Watopediklosters) festgestellt und ebenfalls auf deren Beziehungen zu Konstantinos Manasses hingewiesen. Aus Istrins Mitteilungen geht hervor, dafs die eine der beiden Athos-Hss das gleiche Werk enthält, welches von mir als Grundlage der rumänischen Sagenversion bezeichnet wurde, während die andere (Nr. 601) eine abweichende und Fremdes einmengende Redaktion bietet, die aber dem Rumänen um vieles näher steht als der ursprüngliche Text. In einem im Manuskripte nahezu abgeschlossenen Aufsatze gedachte ich zu zeigen, dafs diese Chronik in Nr. 601 nichts anderes ist als der vielfach gekürzte Dorotheos von Monembasia, dafs mithin dieser als nächste Quelle des Rumänen, bezw. seines slavischen Vorgängers, angesehen werden mufs. Aus dem mir leider jetzt erst zugänglichen Journal des Minist, der Volksauf kl. Nov. 1896 2 ) ersehe ich aber, dafs Istrin diese Beobachtung inzwischen selbst gemacht und veröffentlicht hat. Es bleibt mir also nur übrig, auf einige von Istrin nicht berührte Punkte näher einzugehen und zu seinen unsere Chronik berührenden Ausführungen Stellung zu nehmen. 1) Näheres über dieselbe und ihre Überlieferung Byz. Z. 4 (1895) S. 272 ff., 515 ff., 519 ff., 7 (1898) S. 588 ff. und in den gleich zu nennenden Arbeiten Istrins. 8. auch unten 8. 332 Anm. 3. 2) Bericht des ins Ausland abkommandierten Privatdozenten der Moskauschen Universität Vasilij Istrin für die zweite Hälfte des Jahres 1894. Für die Übersetzung der unsere Frage betreffenden SS. 1-12 dieser russisch geschriebenen Abhandlung fühle ich mich Frl. Anna Durheim in Bern zu warmem Danke verpflichtet. Brought to you by | University of California Authenticated Download Date | 6/7/15 12:52 PM K. Praechter: Die vulg rgriech. Chroniken und die rum n. Trojasage 329 Die Chronik der Hs 601 stammt nach dem Titel aus dem Jahre 1570 (Istrin, Archiv f. sl. Phil. a. a. 0. S. 424), ebenso die mit ihr identische in Nr. 167 des Iberischen Klosters (Istrin, Journal d. Min. d. V. a. a. 0. S. 3). Dorotheos von Monembasia vollendete seine Arbeit i. J. 1630 (Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. 2 S. 401) . Dorotheos hat also offenbar, hnlich etwa, wie dies de Boor f r Nikephoros Kallistos wahrscheinlich gemacht hat 1 ), ein lteres Werk, dessen k rzende Redaktionen die beiden genannten Hss bieten, unter eigenem Namen neu herausgegeben, wobei er -abgesehen von kleinen nderungen und Erweiterungen -nur eine Fortsetzung bis auf seine Zeit anf gte. 2 ) In dem urspr nglichen Werke selbst ist mit Istrin (Archiv a. a. 0.) gleichfalls ein lterer, bis zum Falle Kpels reichender Teil von der angeh ngten Fortsetzung zu unterscheiden. Dieser Sachverhalt ist im Auge zu behalten, wenn wir die durch die Athos-Hss und den Rum nen vertretene Chronik auch weiterhin kurzweg als die des Dorotheos bezeichnen. Es ergiebt sich nun auch, welche Bewandtnis es mit der von Krumbacher a. a. 0. erw hnten Chronik des cod. Harl. 5742 hat, die den Namen des "Theodoros von Monembasia" tr gt, von der Erschaffung der Welt bis auf den letzten Pal ologen reicht (vgl. Athous 601 nach Istrin Arch. 424 und gleichlautend Dorotheos v. Mon.: άρχομ,ένη άπο κτίβεως κόβμον μέχρι της βασιλείας Κωναταντίνον r ου Παλαιολόγου τον έοχάτον βαΰιλεως των *Ρωμαίων) .und dem Kataloge zufolge um 1570 abgefafst sein soll. Es ist offenbar das n mliche Werk, welches auch die Athos-Hs 601 bewahrt (mit oder ohne die Fortsetzung ber die Geschichte Venedigs und der Patriarchen?). Ein Leser erkannte dessen Identit t mit dem unter Dorotheos' Namen umlaufenden und markierte dieselbe durch Beif gung des Namens (im Harl. selbst oder einem Vorl ufer), den er aber falsch im Ged chtnis hatte. Durch die Erkenntnis der Abh ngigkeit des Rum nen, resp. seiner slavischen Vorlage, von "Dorotheos" erf hrt die von mir Byz. Z. 4 (1895) S. 535 ff. gegebene Quellenanalyse der rum nischen Bearbeitung insofern eine Erg nzung, als sich nun nach Auffindung dieser zwischen der Manassesparaphrase und dem Rum nen (bezw. seinem slavischen Vorg nger) liegenden griechischen Mittelquelle eine deutlichere Einsicht in die Stoffschichtung gewinnen und feststellen l fst, dafs mehrere unter den bei dem Rum nen hervortretenden Erweiterungen und nderungen 1) Byz. Z. 6 (1896) S. 20 f. 2) Eine Entwickelungsgeschichte der Chronik des Dorotheos, die ich auf ihre Richtigkeit nicht zu pr fen vermag, giebt, wie ich aus Istrins Aufs tze iin Jouru. d. M. d. V. S. 8 entnehme, Sathas Bibl. med. aevi ΙΠ 11 f. 22* Brought to you by |
doi:10.1515/byzs.1899.8.2.328
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