"Wo ist hier die katholische Position?"
Wilhelm Schätzler
2022
In der letzten Nummer dieser Zeitschrift hat Paul-Ludwig Weinacht einen interes santen Artikel über »Das Bild der Kirche in der Öffentlichkeit Kulturkirche und Verkündigungskirche« publiziert.1 Hieran kann sich eine lebhafte Diskussion über die Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen entwickeln: Theologen werden si cherlich gewisse Probleme mit dem Kirchenbegriff des Autors und der ungewöhn lichen Verwendung des Begriffes imago haben; Soziologen und Demoskopen dürf ten manche kritische
more »
... age an die Interpretation der Daten aus der Bevölke rungsstatistik und der Auswertung der Studentenbefragung richten. Der Anlaß für diese Anmerkungen ist jedoch ein anderer Punkt. Der theoretische Teil des Artikels hat unübersehbar die Zielsetzung, auf das zum Beleg angeführte »Beispiel aus der Schwangeren-Pastoral der Kirche« hinzufüh ren. Diesem Beispiel wird eine so breite Behandlung gewidmet, daß man kaum fehlgeht, hier den eigentlichen Schwerpunkt des Beitrags zu sehen. Was sich im Ti tel und im Rahmentext als allgemeine Überlegungen zum gegenwärtigen Bild der Kirche in der Öffentlichkeit darstellt, ist seiner eigentlichen Intention nach ein scharfer Angriff des Autors auf das Verhalten der Deutschen Bischofskonferenz und ihres Sekretärs in der schwierigen Frage der gesetzlichen Neuregelung für Schwangerschaftskonflikte und Abtreibung. Man wird niemandem vorschreiben können, in welcher Form er eine Diskussion führt. Aber es stimmt doch bedenklich, wenn die gezielte und bis ins Persönliche gehende Kritik in den Mantel einer akademischen Erörterung gehüllt wird. Eine direkte Auseinandersetzung würde auch die fragwürdige Einordnung der hier anstehenden Fragen unter die Perspektive der Öffentlichkeitswirkung des kirchlichen Handelns vermeiden. Der Autor greift zu kurz, wenn er meint, die Entscheidungsfindung der deutschen Bischöfe unter dem Vorzeichen der kirchli chen Imagebildung angemessen erfassen und diskutieren zu können. Bei dem Rin gen um die neue gesetzliche Schwangerschafts-Konfliktregelung und um die künf tige Beteiligung der Kirche an der Beratung schwangerer Frauen geht es buchstäb lich um Leben und Tod, um den Schutz und die Rettung des Lebens einzelner Kinder. Hierüber besteht Konsens unter allen, die sich in diesem Bereich engagie ren. Was in der bisherigen Diskussion -die keineswegs abgeschlossen ist nicht ein hellig beurteilt wird, ist jedoch die Frage, wie der Schutz des ungeborenen Lebens unter den künftigen gesetzlichen Voraussetzungen die ebenfalls noch nicht definitiv vorliegen -am besten verwirklicht werden kann. Jedem, der in den letzten
doi:10.57975/ikaz.v23i2.4800
fatcat:uostwq4f3rel3mscnx3abu5uki