Über toxisch bedingte aufsteigende Lähmung mit Hämatoporphyrie, zugleich beitrag zur auffassung der landryschen paralyse

A. Bostroem
1920 Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie  
Uber toxisch bedingte aufsteigende Lahmung mit Hiimatoporphyrie. 183 Sie wurde damals am 26. VI. 1917 in die Psycldatrische und Nervenklinik aufgenommen. An denKSrperorganen konnte nichtsBesonderes festgestellt werden. Nur war der Puls auffallend klein und beschleunigt. Die KSrperw/irme war, namentlieh abends, subfebril, der Stuhlgang war zeitweise angehalten. Der Stuhl selbst bet ebenso wie tier Urin nichts Auffallendes. Die Nahrungsaufnahme war sehr schleeht, es bestand haufig Erbreehen, so
more » ... ft die Kranke an Gewieht sehr abnahm. Neurologisch fanden sich keine gr6beren StSrungen, nur war der Riicken druckempfindlich. In der Lendengegend sowie am Ges~,B und am Nabel bestand eine Uberempfindlichkeit fur Schmex'zreize. Sie hatte dauernd fiber Sehmerzen und KSrpersensationen zu klagen, war namentlich abends und naehts unruldg, die Stimmung war gedrfiekt, yon melaneholisch-hypochondrischer F/~rbung. H~ufig machte sich eine krankhafte tJberempfindliehkeit und geizbarkeit bemerkbar. W/~hrend der Behandlnng bedurfte die Pat. namentlieh abends mehrfaeher Beruhigungsmittel, die in tier Gestalt yon Pantopon-Injektionen verabfolgt wurden. Morphium hatte die Pat. w~hrend ihrer Anweseriheit hier nieht bekommen. Der Urin war dauernd normal gewesen. Nach etwa einem Monat trat langsam Besserung ein, so da$ die Kranke am 16.VIII. 19t7 als gebessert naeh Hause entlassen werden konnte. Die Menses waren seit dem letzten Wochenbett ausgeblieben und kehrten aueh in der Folge nicht wieder. Sie war deswegen in Behandlung versehiedener Xrzte und Gyn~kologen, die keine besonderen AnomMien an den Genitalien feststellen konnten. Zur Zeit der ausbleibenden Periode stellte sich Unruhe und Erregung ein, die meist rasch wieder voriiberging, nnr dann und warm, wenn sich z. B. ein ~uBerer Anla$ hinzugesellte, dauerten die Zust~inde l~inger. Es kamen dann Sehmerzen an Hand und Armen dazu. Zwischendurch war sie wieder arbeitsf~hig und guter Stimmung. Im Herbst 1918 war sie naeh einer geise naeh Schlesien 3 Wochen lang krank, hatte Erbreehen, Wurgen, nahm stark an Gewicht ab, dazu kamen Angstzustgnde, sie weinte und jammerte viel. Im Winter 1918 regte sie sich viel auf bei der Pflege eines ihrer Kinder, das an Knochentuberkulose litt. In derselben Zeit hatte sie selbst in erhbhtem Mal~e unter ihren Leibsehmerzen zu leiden. Infolge dieser Beschwerden kam sie ira Januar 1919 an M or phi u m, dassie anfangs auf ~rzthche Anordnung erhielt. Spgter beschaffte sie es sich dutch eine Krankenschwester; sie nahm bis zu 12 Ampullen (0,02 g) t/iglich als subcutane Einspritzung. Anfang Mai 1919 erkrankte sie leicht an "Grippe" naeh Erkaltung. Sie klagte fiber lebhafte S c h m e r z e n i m L e i b, als ob ein Messer drin stecke und im Rficken hatte sie das Geffihl, als ob ihr die Haut abgezogen w/~re. Es bestand h a r t n g c ki g e Verstopfung und schlechte Nahrungsaufnahme. Nachts wac sie sehr /~ngstlieh, ftirchtete geisteskrank ztt werden, wfinsehte sieh den Ted herbei. Sie war gleichgfiltig, kfimmerte sieh nicht um ihre Kinder, sah nachts brennende Christb~ume vet sich. Jetzt erst gestand sie ihrem Manne den ~orpldummiBbraueh ein. Von sonstigen Schlafmitteln hatte sie nur einmal 11/, Tabletten Verona1 genommen, eine Date mit Veronaltabletten, aus der kaum etwas entnommen selden, fand sieh bei ihr. Auf wiederholtes dringendes Befragen, gab sie nur den Gebrauch yon Morphium und die erw/~hnte Dosis Veronal zu. Da sie immer sehw~cher wurde, und da auch wegen tier n~ehtlichen Unruhe die Pflege zu Itause Sehwierigkeiten machte, wurde sie am 26. V. 1919 der psyehiatrisehen und Nervenklinik Gehlsheim zugeff~hrt. Aufnahmebefund: Es handelt sich um eine elend anssehende, sehleeht er-n~hrte, schm/~ehtig gebaute Frau. Die Haut ist sehr blaI~, ebenso die SeMeimld~ute. Es findet sieh kein Bleisaum. Am linken Obersehenkel sind zahleiche kleine Stiehwunden, yon Morphiumspritzen herrfihrend. Am Rachen kein Belag, ein Mandel-
doi:10.1007/bf02866103 fatcat:bfa25x66fjh6fhlth7xqob3rk4