Pfadabhängigkeit versus Innovation? [article]

Jan Christopher Strobel, Universitätsbibliothek Der FU Berlin, Universitätsbibliothek Der FU Berlin
2010
Die Arbeit widmet sich Shells Exploration alternativer Kraftstoffe. Ziele sind eine theoretisch angeleitete Analyse von Shells Aktivitäten sowie eine empirisch fundierte Einführung eines Pfadmanagementverständnisses. Ausgangspunkt ist die These, dass technologische Pfade partiell von den Akteuren gemanagt werden können. Das Pfadmanagementverständnis wird mit Hilfe von Giddens (1997) rekursiver Dualität zwischen Struktur und Akteurshandeln und des Konzepts 'sozialer Mechanismen' (u.a. Mayntz
more » ... ) sowie durch die Verwendung des klassischen Pfadabhängigkeitskonzepts und der Adaptionen des Institutionalismus, des Strategischen Managements und der Innovationsforschung entwickelt. Es fasst Pfadabhängigkeit als eine rekursive, mechanismusgetriebene Dualität auf, in der positive Rückkopplungen infolge struktureller Handlungsanreize und der Nutzenorientierung der Akteure wiederholt entstehen. Der soziale Mechanismus 'positive Rückkopplung' besteht aus vier Bestandteilen: Pfadstruktur, strukturelle Handlungsanreize, nutzenorientiertes Akteurshandeln und der verursachten positiven Rückkopplung. Akteure betreiben Pfadmanagement, indem sie sich für die Befolgung, Umwidmung oder Kreation der strukturellen Handlungsanreize entscheiden. Hinzu kommen pfadabweichende Mechanismen wie Veränderungs- und Explorationsmechanismen. Auf dieser Basis werden Shells Aktivitäten zur Entwicklung der synthetischen Dieselkraftstoffe Gas-to-Liquids (GtL) und Biomass-to-Liquids (BtL) sowie von Zelluloseethanol und Wasserstoff analysiert. Dabei zeigt sich erstens, dass Shell eine Integrationsstrategie verfolgt, die auf die Nutzung der positiven Rückkopplungen des Kraftstoffpfades zugunsten der neuen Alternativen abzielt. Für nicht integrierbare Bereiche der Alternativen kommen zweitens Ausgleichsstrategien zum Zuge. Bei Wasserstoff ist das zum Beispiel eine Inselstrategie, die das 'Henne-Ei-Problem' von fehlender Kraftstoffinfrastruktur und Automobilflotte lösen soll. Drittens nutzt Shell die Alternativen auch, um den Veränderungsdruck auf den Kra [...]
doi:10.17169/refubium-6134 fatcat:bqplo2vdnvdmrlg4wbarsuuibi