Grelak, Uwe / Pasternack, Peer: Parallelwelt. Konfessionelles Bildungswesen in der DDR. Handbuch

Anke Silomon
2020
Um den Idealtypus des neuen sozialistischen Menschen zu erschaffen, bemühte sich die SED-Führung seit Gründung der DDR um den Aufbau und die Durchsetzung eines einheitlichen Bildungssystems. Wie in nahezu allen Lebensbereichen der DDR entstanden auch im Wissens-und Bildungssektor alternative Formen konfessioneller oder kirchlicher Prägung. Uwe Grelak und Peer Pasternack haben ihrem Handbuch aus diesem Grund den sprechenden Titel Parallelwelt gegeben. Ganz treffend ist dieser Titel nicht, zumal
more » ... s sich bei dieser Veröffentlichung um eine Dokumentation handelt, die die Grundpfeiler der "Parallelwelt" auflistet und vorstellt, nicht aber deren Protagonist/inn/en und deren Welt als solche. Zwischen 2016 und 2019 wurde das konfessionelle Bildungswesen am Institut für Hochschulforschung Halle-Wittenberg erforscht, gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Das vorliegende Handbuch Parallelwelt stellt insgesamt 1.432 Einrichtungen und Bildungsformen in der SBZ/DDR vor, die in den Jahren 1945 bis 1989 existierten; manche davon stellten ihre Arbeit wieder ein, andere wurden fusioniert und/oder umbenannt, wieder andere kamen neu hinzu. Es handelt sich um "Bildungs-und Forschungseinrichtungen [...] mit eigenem Haus und eigenem Bildungs-und Arbeitsprogramm" und um solche ohne eigenes Haus, um "wissenschaftlichtheologische, kirchlich-theologische bzw. gesellschaftspolitische Arbeitsgemeinschaften, Kommissionen und Verbände". Dokumentiert werden zahlreiche andere konfessionelle und kirchliche Einrichtungen, wie beispielsweise Kindergärten, Kinderheime, evangelische und katholische Studentengemeinden, Rüstzeitenheime, Bibliotheken, Buchhandlungen, (Fach-)Zeitschriften, offene (Jugend-)Arbeit, Gemeindeseminare und Hauskreise, um nur einige zu nennen. Die Vf. haben "aus Vollständigkeitsgründen" (22) erstaunlicherweise auch Einrichtungen, Verlage und Buchhandlungen in die Dokumentation mit aufgenommen, die sich "in staatlicher bzw. CDU-Trägerschaft" (21) befanden, die ich allenfalls an der Grenze, wenn nicht jenseits der "Parallelwelt" verorten würde. Die Informationen zu den Bildungseinrichtungen sind unter folgenden Rubriken versammelt: konfessionelle Zugehörigkeit, Trägerschaft, zentrale Daten (Gründung/Auflösung), inhaltliches Profil, Zugangsvoraussetzungen, Statistisches und Organisatorisches, Kooperationen und Netzwerkeinbindungen. Dabei räumen die Vf. ein, dass wegen der heterogenen Informationslage nicht jede dieser einzelnen Rubriken "in wünschenswerter Weise oder überhaupt" (23) aufgefüllt werden konnte.
doi:10.17879/thrv-2021-3103 fatcat:hwx4bjhwena6tbz2yd3znrxdwq