"Die orgl seye meine Passion". Orgelspielen und Organistenamt bei Wolfgang Amadeus Mozart
Andrea Lindmayr-Brandl
2007
Autor(en): Lindmayr-Brandl, Andrea Objekttyp: Article Zeitschrift: Publikationen der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft. Serie 2 = Publications de la Société Suisse de Musicologie. Série 2 Band (Jahr): 48 (2007) Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-858726 PDF erstellt am: 19.09.2020 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei
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... Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print-und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Andrea Lindmayr-Brandl (Salzburg) «die orgl seye meine Paßion». Orgelspielen und Organistenamt bei Wolfgang Amadeus Mozart ist auf den ersten Blick ein wenig ertragreiches Thema, denn eines der größten Genies unserer Musikgeschichte hat soviel wie keine eigenständige Komposition für dieses Instrument hinterlassen1 so schmerzhaft diese Tatsache für Organisten auch sein mag! Der Grund für das weitgehende Fehlen von Mozartscher Orgelliteratur wird in einem Dialog deutlich, der in einem Brief vom 17. Oktober 1777 festgehalten ist und kurioser Weise das Zitat des Titels dieses Beitrags enthält. Auf der Reise nach Paris nützte der 21-jährige Mozart die Gelegenheit, in Augsburg den berühmten Ciavierbauer Johann Andreas Stein in seiner Werkstatt zu besuchen und berichtet darüber dem Vater:2 als ich H: stein sagte ich möchte gern auf seiner orgl spiellen, denn die orgl seye meine Paßion; so verwunderte er sich groß, und sagte: was, ein solcher Mann wie sie, ein solcher grosser Ciavierist will auf einen instrument spiellen, wo keine douceur, kein Expreßion, kein piano, noch forte, statt findet, sondern immer gleich fortgehet? -Stein spricht damit neue ästhetische Ansprüche an, die auf der Orgel kaum zu realisieren sind. Musik war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Empfindungssprache, sie war Ausdruck des unmittelbaren Affekts -Musik musste , und zwar auf einer Empfindungsebene. Um diesen Ausdrucksgehalt umzusetzen, hatte auch der Interpret entsprechend sensibel zu agieren. Er sollte «voll geist, feüer und geschwindikeit seyn, und das nimmt sich nicht aus auf der orgl».3 Dass auch Mozart diese musikästhetischen Vorstellungen teilte, belegt 1
doi:10.5169/seals-858726
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