Altersdiskriminierung

Heinz; Dozentur Für Diakoniewissenschaft Rüegger
2018
Dieser Text ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0): (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/). Altersdiskriminierung Heinz Rüegger Altersbilder Unsere Gesellschaft tut gut daran, sich mit den Bildern vom Alter und vom Altern auseinander zu setzen, die in ihr prägend sind. Solche Bilder sind keineswegs wertneutral, sondern stellen implizit Bewertungen des Status alter Menschen und soziale Rollenzuweisungen an die ältere Bevölkerung
more » ... Sie sind darum immer moralisch-normativ aufgeladen und bedürfen ethischer Reflexion. Dasselbe gilt für die Art und Weise, wie das Phänomen Alter oder die zunehmende Zahl älterer Menschen in unserer Gesellschaft als Problem beschrieben werden -hier schimmern oft schon in der Sprache ethisch relevante Wertungen durch, etwa wenn von «Überalterung», von «Altersfalle» oder von «sozialer Vergreisung» gesprochen wird! Die Brisanz der hier angesprochenen Frage zeigt sich heute v.a. darin, dass wir seit dem letzten Jahrhundert in einer Zeit des Jugendkultes leben und das gesellschaftlich dominante Altersbild entsprechend negativ besetzt ist. Kulturgerontologische Studien haben aufgezeigt, wie es geschichtlich dazu kam und wie sich der Wandel in der Vorstellung vom Alter hin zu negativ besetzten Bildern konkret manifestierte. Im Blick auf die (mit der Schweiz durchaus vergleichbare) Situation in Deutschland spricht Domenica Tölle für die Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert von einer Flucht der Gesellschaft in einen «juvenilen Rausch». Sie hält fest: «Erstmals wurde das Altern nicht mehr als gottgewolltes Schicksal hingenommen. Damit wandelte sich die Einstellung zu Leben und Tod, zu Körper und Geist. Die Menschen wollten künftig jung sein, vor allem aber jung bleiben. Dies entsprach den wirtschaftlichen Anforderungen der industriellen Lebenswelt und führte gleichzeitig zu einer Ächtung von Alter, Gebrechlichkeit und Tod. Älter zu werden, Altersdiskriminierung Jahrbuch Diakonie Schweiz 2 (2018)http://dx.
doi:10.22018/jds.2018.7 fatcat:kt5a4zjq75dbjpvk6rkvikiat4