Ultramikroskopische Beobachtungen in Jodlösungen
J. Amann
1912
Kolloidchemische Beihefte
Lausanne X). (Eingeg. am8. Mirzlgl2) Die nachstehende Abhandlung ist vorwiegend eine Uebersetzung der in franz6sischer Sprache*) ver6ffentlichten , Etude ultramicroscopique des solutions de l'iode~2). Der Uebersetzer hat, im Einverstiindnis mit dem Verfasser, eine etwas abweichende Anordnung des Textes getroffen, sowie zwei Spektralbeobachtungen J. A m a n n's derart interpretiert, daB, wie er hofft, eine Unklarheit in der Theorie der Lichtempfindlichkeit der Jodl6sungen behoben werden konnte.
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... ie alte Frage nach der Ursache der mannigfach abget6nten violetten und braunen Farbunge n, die das Jod versehiedenen L6sungsmittein erteilt, hat auch in neuerer Zeit viele Forseher beschiiftigt. Zahlreiche Untersuchungen aus den letzten zwanzig Jahren beziehen sich auf die optischen Eigenschaften der Jodl6sungen (Absorptionen in allen Teilen des Spektrums), auf das Molekulargewicht des Jods in seinen L6sungen (Oefrierpunkt und Siedepunkt), auf seine L6slichkeit bei verschiedenen Temperaturen, auf seinen Verteilungskoeffizient zwischen ~violetten ~ und ,braunen" L6sungsmitteln u. a. m. Eine der letzten dieser Arbeiten: ,Ueber den Zustand des gel6sten Jods ~ yon Percy Waentig3), bespricht eingehend den gegenw/irtigen Stand der Frage und bringt durch zahlreiche Erperimentaluntersuchungen ihre L6sung n/iher. Dieselbe enthiilt auch eine knappe, aber griindliche historische Uebersicht, so dai~ es iiberflfissig erscheint, die Bibliographie des Oegenstandes hier nochmals zu erOrtern. l) Deutsch bearbeitet yon G. yon Welf]e. *) Anm. d. Red. --und zwar an einer ffir deutsche Leser schwer zugang. lichen Stelle vert~ffentlichten Abhandlung. Der Hauptsache nach machen sich zwei Richtungen bei den verschiedenen Forschern geitend. Die einen, u. a. CI. Gautier und Charpy, E. Paternb und R. Nasini, J. Loeb, /~.Oddo und S e r r a, E. Wi e d e m a n n, werderi dutch ihre Beobachtungen zu dem Schluis gefiihrt, daiS die Jodtflolekel in verschiedenen LSsungsmitteln in verschiedenem Grade polymerisiert sei: Jl.. Jl.. JT., J~. Die anderen ge|angen zu dem Sch|usse, da~ die Jodmo|ekel in allen LS~ungen zweiatomig ist (J,a),. sich nicht spaltet und polymerisiert, dagegen mit dem jeweiligen L0sungsmitte| Additionsverblndungen bildet, welche die verschledenen Fltrbungen bedingen. Zahlreiche sorg-f~ltige Beobachtungen und Messungen yon E. Beekmann und seinen Sch/llern, O. Kr/Jt~ und Ed. Th|ele, W. Nernst, J. Hertz, Me. Lauchlan, A.I-Iantzsch und seinen Schiilern, Arctowski, P. W ae n t i g u. a. sprechen sehr zugunsten dieser zwelten Annahme, doch sieht au~h P. Waentlg selbst die Frage noch nicht "Is endg/~lttg gelOst an. Von m]len Forschern schelnt die inzwischen entdeckte Tatsache fibersehen worden zu sein, daa vlele Jodi6sungen e/he mehr oder weniger ltchtempfindliche koUoide Phase enthalten. Dieser Umstand wirft auf dell Oegenutand ein vollstindig neues Licht, in welchem stch manChe Schliisse umgestalten, manche Widerspr~che ~usgleichen k6nnen. Von diesem Oesichtspunkte aus dilrfte elne krltische Behandlung der Frage, wle sic lm dtltten Abschn[tt dieser Ahhandlung gegeben ist, von einigem lnteresse sein. Vorausgeschlckt wird eine systematische Besprechung des ziemlich umfangrelehen Beobachtungsmaterials, hernach folgen die allgemeinen Schliisse, die sich aus der Natur der kolloiden Phasen ziehen lassen, den Beschlufl bildet der Versuch elner Theode der Lichtempiindlichkeit der Jodl0sungen. VoriJufig sei noch an die Ergebnisse der schon mttgeteilten I) ultramikroskopischen Beobachtungen erinnert: 1. Jod bildet in vielen LSsungsmitte|n ~ wenigstens zum Tell Pseudol6sungen mit kolloider Phase, in welcher die ultramikroskopischen Mizellen, ie naeh der Natur des L~sungsmittels, der Konzentration und der physikalischen Bedingungen, mehr oder weniger zahlretch vorhanden sind. 2. Manche echten und unechten L6sungen yon .]od sind lichtempfindlieh. Diese EigensCheft [roBert sich: a) im Auftreten einer kolloiden Phase (Photophase) unter der Einwirkung aktinischen Lichtes; x) Koll.-Zeitschr. 6, 235 i.; 7, 70 (t910). Vgl. auch J. Amann, Schweiz. Wocher~sehl" f. Chem. u. Pharm 1910, 1,~ und 29.
doi:10.1007/bf02552937
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