Die Ausbreitung der fränkischen Reichskultur

Friedrich Prinz, Vorträge Und Forschungen
2014
Die Karte soll die Ausbreitung der klösterlichen Lebensform in Gallien seit dem Ende der Antike bis zum Regierungsantritt Karls des Großen darstellen und gleicherweise das zonenweise Vordringen der monastischen Kultur aus dem Erhaltungsgebiet städ tischantiker Kultur nach Norden und Osten, bis nach Germanien hinein. Uber Lerin, Marseille und die großen Metropolen an der Rhone: Arles, Vienne und Lyon, strömte das Mönchtum als Lebensform aus dem Vorderen Orient seit dem 4. Jh. tief nach Gallien
more » ... n, setzte sich in Aquitanien, an der Loire und in Burgund ebenso wie zwischen Seine, Maas und im Jura fest. Dieses frühe Mönchtum, als dessen gegensätzliche Reprä sentanten Martin von Tours und Cäsarius von Arles gelten können, war noch wesent lich von der Antike bestimmt und stand im Banne der Stadtkultur. Von Lerin, dem großen Ausstrahlungszentrum monastischer Kultur aus, begann auch die Missionierung Irlands durch St. Patrick und diejenige Englands durch Augustin. Die Zone I der Karte umfaßt die Gründungen dieses altgallischen, orientalisch beeinflußten Mönchtums. Durch die Verbindung mit den Franken, den neuen Herren Galliens, gewinnt das Mönchtum neue Energie und Wirkungsmöglichkeit. Es dringt, oft an führender Stelle, in die von den Franken neubesiedelten Räume vor, wird seit dem 7. Jh. durch das irische Mönchtum neu belebt und nimmt an der Urbarmachung weiter Sumpf und Waldgebiete in Belgien, in den Ardennen und im Wasgenwalde teil. Namen wie Aman dus, Eligius und vor allem Columban charakterisieren diese Epoche, deren Kraftfeld die Zone II unserer Karte umfaßt. Die Klostergründungen haben sich nun meist aus dem Bannkreis städtischer Kultur entfernt und dringen in Gebiete vor, in denen zur Zeit der Völkerwanderung die städtische Zivilisation fast gänzlich erloschen war. Der germanische Adel ist sowohl als Klostergründer (so die Karolinger in Nivelles, Remi remont und Köln) wie auch mit zahlreichen Klostereintritten an der monastischen Lebensform beteiligt. Im Gefolge der Ostexpansion des Frankenreiches breitet sich das Mönchtum als Träger einer germanischromanischen Mischkultur weiter aus, erreicht und überschreitet den Rhein und gewinnt gleichzeitig durch die aus Italien vordringende Regula Sancti Benedicti an innerer Kraft und an organisatorischer Straffheit. Die Zone III der Karte umfaßt die Klostergründungen von 700 ab bis zum Regierungs
doi:10.11588/vuf.1975.0.15362 fatcat:ddls3wghfrejpn5wo4nbcpx3oq