Editorial
Sub\urban Redaktion
2020
s u b u r b a n : zeitschrift für kritische stadtforschung
s u b \ u r b a n . zeitschrift für kritische stadtforschung Editorial 2020, Band 8, Heft 3 Seiten 5-10 zeitschrift-suburban.de 10. 36900/suburban.v8i3.659 Liebe Leser_innen, es ist eine denkwürdige Zeit um das Erscheinen dieser Ausgabe von sub\urban, zum Jahresende 2020. Denkwürdig ist sie angesichts der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, die uns, wenn auch ganz verschieden, so doch nachhaltig in unserem Tun und Sein beeinflussen. Gleichsam wird sowohl in Fragen der Vorsorge und der
more »
... hen Versorgung als auch bei der sozialen Einbettung und der ökonomischen Lage deutlich: Verschiedene Menschen und Gruppen sind unterschiedlich von der Situation betroffen. Deutlich ist dabei auch, dass der Umgang mit der Pandemie bisherige Ungleichheiten auf lokaler wie globaler Ebene verschärft. Wir sehen die Notwendigkeit, das politische und gesellschaftliche Vorgehen in der Pandemie, ihre Ereignisse und Effekte auch aus der Perspektive der kri tischen Stadtforschung differenziert zu begleiten und zu beforschen. Daher siedeln wir in sub\urban einen virtuellen Themenschwerpunkt zur Aus einandersetzung mit der Pandemie an und haben dazu bereits zwei Beiträge vorab veröffentlicht: Den Beitrag "Geographische Überlegungen in Zeiten der Pandemie" von Rogério Haesbaert haben wir aus dem Portu giesischen ins Deutsche übersetzt und veröffentlichen ihn in beiden Sprachen. Haes baert geht den Widersprüchen rund um die durch Corona bedingten Mobilitätseinschränkungen nach, die einerseits dem Mantra einer immer schnelleren Zirkulation von Menschen und Waren im Zeichen der Glo ba li sie rung zuwiderlaufen, sich jedoch andererseits je nach Subjekt und Kontext sehr unterschiedlich ausgestalten. Mit Blick auf soziale Differenzen in Rio de Janeiro zeigt er verschiedene Facetten von Deterritorialisierung "als eine Prekarisierung der unsere Lebensbedingung sichernden territorialen Kontrollen" in Zeiten der Pandemie auf. Henning Füller und Iris Dzudzek plädieren für eine kritische Sozialepidemiologie und damit für eine Alternative zu vorherrschenden Formen der Krisenbewältigung. Das bedeutet, dass Gesundheit konsequent als soziale Frage diskutiert wird und weniger als Teil nationaler Sicherheitslogiken und martialischer Diskurse.
doi:10.36900/suburban.v8i3.659
fatcat:xrqhxiakkffg7pyhcyjtarep4m