Die Farben der Doppelsterne nach den Beobachtungen vonErcole Dembowski
C. Wirtz, W. Schreyer
1920
Astronomical Notes - Astronomische Nachrichten
1. E i n l e i t u n g . Der eifrigen und hingebenden Tiitigkeit Enole Dembowskis verdankt die Doppelsternastronomie einen Schatz von Beobachtungen, der den modernen Bearbeiter nie im Stiche lafit und ihm fur alle Bahnberechnungen alterer Doppelsterne die wertvollste Stutze gewahrt. Nun hat aber Dembowski sein Interesse nicht auf die Mikrometermessungen beschrankt, sondern seine Aufzeichnungen auch uber die Helligkeiten und die Farben der Komponenten erstreckt. Auch hierin folgte er, wie in der
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... Wahl der Methoden der eigentlichen Mi,krometerbeobachtungen, seinem grofien Vorbilde WiZheZm Styuvel), das er in der Zahl der einzelnen Messungen und der beobachteten Sterne noch weit iibertraf. Dembowskis Beobachtungen sind ausfuhrlich gesammelt und herausgegeben von Otto Struve und G. V. SchiaparfZZi2), und in .dieser Veroffentlichufig werden sowohl die Positionswinkel und Distanzen als auch die Helligkeiten zu endgultigen Mittelwerten vereinigt, auf die der Berechner einer Bahn allein zuriickzugehen braucht. Nur wenige Beobachter haben ihre A ufmerksamkeit auch den Farb?n der Komponenten zugewandt, trotzdem auf diesem Gebiete W. Siruve rnit seinem Beispiele vorangegangen war. Mit den Doppelsternfarben sipd aber eine Anzahl von Fragen verknupft, deren Losung uns von der physikalischen Seite her an die Kenntnis der Iloppelsternsysteme heranfuhrt, und darum mut3 es in hohem Mafie wunschenswert scheinen, wenn fur jede einzelne der vorhandenen Farbenreihen der Doppelsterne durch eine einheitliche Bearbeitung die Diskussion der in ihr enthaltenen allgenieinen Erscheinungen moglich gemacht wird. Dembowskis Farbenschatzungen haben die Herausgeber seines Werkes fur jede Beobachtung gesondert rnit angefuhrt und darauf verzichtet, die Farben gleich den anderen Beobachtungselementen in einen Mittelwert zusammenzufassen. Es schien der Muhe nicht unwert, die Bearbeitung von Dembowskis Farbenangaben nachwholen und, so alle Teile eines Materials zu verwerten, das zu dem Besten gehort, was wir iiber Doppelsterne besitzen. Da die Mikrometermessungen nach innerer und systematischer Genauigkeit einen uberaus hohen Rang einnehnien, dorfte man von den Farben ein Gleiches erwarten, trotz der geringen optischen Hilfsmittel, die dem 2Liebhaberastronomen (( Dembowski, im Vergieich zu den Berufsastronomen jener Zeit, zur Verfiigung standen. Dembowskis Beobachtungen erstrecken sich uber die Jahre I 8 5 2-I 87 8, sie sind teils in dem bei Neapel gelegenen San Giorgio. a Cremano, teils in Gallarate in Oberitalien (zwischen Mailand und dem Lago maggiore) angestellt. Die Instrumente bestanden in einem Plosslschen Dialyten von 135 mm Offnung und 1.68 m Brennweite, 5-Zoller genannt, ~~~~ -. __ id W. Schrejw. und in einem Merzschen Siebenzoller, fur dessen Dipensionen sich im Text; ' ) nur noch die I eine widerspyechende Angabe findet, : dal3 seine ObjektiFoffnung I 62 mm betrage (= 6 Par. Zoll), wahreqd 7'Zoll,= 189"mm sein sollten. Die Charakterisierung dea Fernrohrs . a19 Siebenzoller; durfte aber die richtige sein, sie kehrt so*wohl, bei Dembowski als auch im Text der Herausgeber und in der Biographie des Autors immer wieder. Der 7-Zoller ist apch das am haufigsten und zeitlich am langsten benutzte Instrument. Die Farben w a r p nur ein Nebenprodukt der Beobachtungen; da sie aber mit grol3er RegelmaiOigkeit rnit geschatzt und aufgeschrieben sind, mu& man annehmen, dat3 Dembowski auch ihnen seine,ganze Geschicklichkeit und Sorgfalt als Beobachter gewidmet hat. Die Farben werden wie bei W. Struve in Worten (in italienischer Sprache) beschrieben, und an der einzigen Stelle, wo der Text uber die Farben und ihre Schatzung etwas aussagt4), heifit es nur, dal3 die Farben sich meist in guter Ubereinstimmung rnit ti? Struve befanden. Daneben kommen bemerkenswerte Verschiedenheiten vor, deren Ursachen Dembowski erkennt in der unzureichenden Aufstellung des Refraktors (5-Zolier), in atmospharischen Bedingungen, in dem momentanen Zustand des Auges und in dem Mangel eines Uhrwerks, der es nicht erlaubte, die Sterne mit aller Bequemlichkeit ins Auge zu fassen. Eine feste Farbenskala wird zwar nicht mitgeteilt, bei dem engen ,Anschlul3, den Dembowski an W. Styuves Werk erstrebte, wird aber auch bei ihm eine ahnliche Stufenfolge zugrunde 'liegen, wie sie die Mensurae (S. LXXV) anfiihren. Um eine in Zahlen umgeschriebene Farbenskala aufstellen zu konnen, wurden alle bei Deinbowski vorkommenden Farbenbeschreibungen gesammelt und in der folgenden Weise in die Abkuhlungsskala nach Schmidt-Osthof eingewiesen.
doi:10.1002/asna.19202101802
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