Über einige neue Arbeitsmethoden im Gebiete der organischen Chemie
J. v. Braun
1922
Angewandte Chemie
Zerlsolmtt tUr v Braun. Uber einige neue Arbeitsrnethoden im Gebiete der organischen Cheniie angewandte Chemw ~ ~~ ~~ -_ _ _~~. _ _ _ _ -. __ ___ 2 lnstitut der [Jniversitat Bonn um Prtifung einer Milchprobe bat: der Fiemdling wurde in ungnadiger Form abgewiesen Grief3 dachte nicht an die technische Ausniitzung seiner Azofarben, und als er endlich begriffen hatte, wieviel Geld andere damit verdienten, und er ein Patent anmeldete, waren es lauter farberisch wertlose' Kombinationen. v. B a e y e
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... war der chemischen Industrie abgeneigt, trotzdem er sie so stark beeinflullt hat. Das grofje Gegenbeispiel allerdings ist Liebig, dessen praktischer Sinn aus seinen "Chemisehen Briefen" hervorleuchtet. Indessen war ihm die Technik nicht Selbstzweck, und er aui3erte zu einem seiner Schiiler: "Ich habe rnich nie mit Geldverdienen befafjt, das Geld ist mir nur stets nachgelaufen." Derartige Ziige aus dem Wirken unserer Meister zeigen eine Haupteigenschaft des deutschen Charakters: die aus dem Humanismus geborene Hinneigung zur Wissenschaft in itirer reinsten und idealsten Form. Dieser Idealismus hat Schatze des Geistes geschaffen, die in den Handen der Techniker zu wirklichem Golde wurden. Deshalb stieB F i s c h e r , als er seine Zeitschrift begriindete, auf das Vorurteil, dafj die theoretische Chemie das Primare und einzig Vornehme sei, und die angewandte Chemie darum auch literarisch erst in zweiter Linie zu stehen habe. Die Vorrede seines Handbuches der chernischen Technologie (1 900) ist voll Bitterkeit. Das war die Stellung der angewandten Chemie in der alten Zeit. Dai3 eine neue sich vorbereitete, ergibt sich schon aus den Arbeiten Emil F i s c h e r s , denn der Erfinder des Veronals, Sajodins und Elarsons war stets bestrebt, einem Teil seiner Forschungen eine praktische Kichtung zu geben. Und vollends ist ein Umschwung durch die Kriegsjahre gekommen. Wir empfinden heute, daB die weltabgewandte Arbeit der grofjen Chemiker des vorigen Jahrhunderts nur auf dem Boden eines politisch aufsteigenden Landes in die deutsche Volkswirtschaft einniiinden konnte. Hatten damals so wie heute unsere Feinde gesiegt, so waren wir trotz genialer wissenschaftlicher Theorien wohl kaum zur industriellen Hiihe gelangt. Fur die Nurl'heoretiker heiBt es darurn heutzutage, sofern sie am Auf bau Deutschlands mitarbeiten wollen : Adora quod cremasti! Zwar beruht das technische Gelingen auf der Erkennung der Naturkrafte, und dieses fliefjt aus rein wissenschaftlicher, von keinem Endzweck eingeengter Forschung; darum wird letztere stets der tiefste und ergiebigste Quell alles Erfolges sein. Aber damit ist nicht gesagt, daB die Wissenschaftler nicht wenigstens im Unterbewufjtsein an praktische Ziele zu denken brauchen. Sie mussen es in heutiger Zeit, weil in Deutschland aus volkswirtschaftlicher Ursache die angewandte Chemie eine Bedeutung erlangt hat wie nie zuvor, was auch in der Grtindung zahlreicher Forschungsinstitute zum Studium von Kohle, Metallen, Textilstoffen und anderer wichtiger Dinge zum Ausdruck kommt. Aus dieser Erwiigung ergibt sich die Aufgabe der Zeitschrift fur angewandte Chemie: sie sol1 die Befruchtung der deutschen Volkswirtschaft durch chemische Arbeit fordern und beschleunigen, indern sie alles Wesentliche aus Theorie und Praxis zum geistigen Allgemeingut macht.
doi:10.1002/ange.19220350104
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