[Rezension von: Weyer, Jost, 1966-, Graf Wolfgang II. von Hohenlohe und die Alchemie] [article]

Peter J. Bräunlein, Jost Weyer, Universitaet Tuebingen
2020
Die Alch mie v allem in ihrer Ausfo g als (Geheim-) Wiss chaft de Goldmacher des 16. u. 17. Jhdts., ist für die jüngere Kulturgeschichtsforschung keineswegs ein bevorzugtes Studienfeld. Veröffenüichungeii zu diesem Thema finden sich in den Esoterikabteilungen der Buchgeschäfte und sind meist von entsprechendem, d.h. zweifelhaftem Wert. Neuere substantielle wissenschaftliche Literatur auf diesem Gebiet ist rar. Umso bemerkenswerter ist die jüngst erschienene Arbeit Jost Weyers, der nach fast
more » ... jähriger Forschung an umfangreichen Quellenmaterialien, vor allem aus dem Hohenlohe-Zentralarchiv in Neuenstein, ein detaillreiches Bild von den alchemistischen Tätigkeiten eines Renaissancefürsten vorlegt Graf Wolfgang II. von Hohenlohe (1546-1610), der sich wie andere seine fürstlichen Zeitgenossen, "in chimischen Sachen delectiert(e)...",ließ in seinem Schloß ein Laboratorium ein richten, um dort selbst zu experimentieren. Das Laboratorium in Schloß Weikersheim, seine Ausstattung mit Chemikalien und Gerät und deren genaue Kosten, Art der Experimente, die be schäftigten Laboranten, die Schloßapotheke der Gräfin Magdalena, die Bibliothek mit alchemistischem Schrifttum, die Korrespondenz mit befreundeten Fürsten über alchemistische Fragenall dies vermag der Autor mit großer Anschaulichkeit zu rekonstruieren.!Darüberhinaus wird uftreten des betrügerischen Goldmachers Michael Polhaimer geschildert, die praktische Chemie der Alkoholdestillation und Salpetersiederei in Schloß Weikersheim beschrieben, und den die symbolischen Darstellungen auf Stadtsiegel, dem Kirchturm und im Schloß erläutert. Graf Wolfgang ging es um die Transmutation der unedlen Metalle in Gold und Silber. An der theoretischen Möglichkeit solcher Umwandlung bestand ja kein Zweifel. Das praktische Experimentieren galt diesem Zweck und ist wissenschaftsgeschichtlich als frühes Kapitel der Chemie zu betrachten. Doch war in der Zeit eines Wolfgang von Hohenlohe die Alchemie wesensmäßig doppelgesichtig. Alchemie wurde von emsthaften Geistern stets auch/vor allem als und Heilsweg, als das "Große Werk" zur Entbergung der Gott-, bzw. Goldnatur des Menschen begriffen. Inwieweit der einzelne Alchemist jeweils den einen oder anderen Aspekt hervorhob, hing von Persönlichkeit, Interesse, nicht zuletzt von seinen Lehrmeistern und Beraab. Graf Wolfgang neigte, soweit es sich den Dokumenten entnehmen läßt, der experimentellen, "chemisch-wissenschaftlichen" Seite zu. Diese Beschäftigung war für ihn eine Liebhabe
doi:10.15496/publikation-50742 fatcat:rlsxolwgezefxjuccovcixkvr4