10. STIFTUNG
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1960
Gesellschaft und bildende Kunst
Pourtant, l'art se présente de plus en plus obstinément comme le plan de refuge et d'expansion d'un troisième règne qui résiste à la fermeture technique et scientifique, et ne peut être confondu avec l'accomplissement physique de la cité nouvelle.« Dieses Zukunftsbild einer universalen »sozialen Kunst« nach den Visionen Proudhons oder Mondrians entspricht natürlich nicht allen ideologischen Richtungen des Sozialismus und Progressivismus. Der Marxismus zum Beispiel ist heute geneigt, in jener
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... flösung der Kunst ins praktische Leben« »nichts anderes als das Programm der endgültigen Liquidierung der Kunst« zu sehen. Er betrachtet die Ästhetisierung der Wirklichkeit als Konsequenz, als Umschlagen der vorangegangenen formalistischen Reduktion der Kunst. Daraus ergibt sich natürlich nicht, daß er die Kunst als ein »drittes Reich« anerkenne, in dem »widerstanden« werden könne. (H. Letsch, Zur Frage des Klassencharakters der ästhetischen Konzeption des Bauhauskonstruktivismus, in Wiss. Zeits. der Hochschule für Architektur Weimar VII, 1959-1960, H. 2, 143 ff.) 10. STIFTUNG Kunstwerke beruhen auf einem Verhältnis zur Vergangenheit. Denn die Kunst steht im Dienst der Totenverehrung und des Totenkultes. Das Heroon und die Grabkirche sind Hauptaufgaben der Architektur. Die gemeinsame Beziehung zu Toten ist eine der tiefsten Wurzeln menschlicher Gemeinsamkeit überhaupt. Kunst dient dem Gedächtnis und ist dann »monumental« 1 , aber nicht einsam monumental, sondern einem durch wiederholte Begehungen, Stiftungen usw. organisierten Gedächtniswesen eingefügt, wie es im Gedächtnis Christi eine höchste Entfaltung findet. Es ist sinnlos von einer Relation oder von einem Kollektiv irgendwelcher Art zu sprechen, wenn nicht angenommen wird, es erstrecke sich etwas Konstantes in der Zeit. Auch die flüchtigste soziale Relation hat deswegen einen Beginn, eine Art von Uberlieferung und damit die Möglichkeit von Wiederanknüpfungen usw. Was steht am Beginn? Oder, die Frage vorsichtiger gefaßt, wie stellt man sich »später« den Beginn vor? Am Anfang wird ein Ereignis vorgestellt oder war ein Ereignis. Wir wählen dieses Wort, weil es einerseits eine Tat von Menschen, andererseits etwas wie eine Fügung bezeichnen kann. Gründer und gründende Akte, Heroen oder Götter, die etwas begonnen haben, was heute existiert -das sind nun offenbar häufige Themen der bildenden Kunst. 2 W. Hager, Das geschichtliche Ereignisbild, 1939. 3 Vgl jetzt H. Bauer, Zur Ikonologie der Deckenmalerei des süddeutschen Rokoko, ein Vortrag, der im Münchener Jahrbuch der bildenden Kunst gedruckt werden soll. 4 Ein Beispiel für viele: Tafel III. (Auf der Schatztruhe rechts ist im Relief die Devotion dargestellt.) 5 Rassem 11 Wie Otto Gierke, Deutsches Privatrecht, 1895,1 § 78 feststellt. 12 H. M. Roth, Der Trust, 1928. 13 J. Kohler, im Archiv für bürgerliches Recht III, 1890. (Vgl auch Kohler, Lehrb. d. bürg. Rechts 1,1904, § 131,180 ff.) 14 M. Hauriou, Théorie de l'Institution et de la Fondation, 1925 (Cahiers de la Nouvelle Journée 4). 5
doi:10.1515/9783111645551-011
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