Determinanten für den Ein- und Ausschluss von Patienten bei Phase III- und IV-Studien an einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgungsklinik [thesis]

Kathrin Meyer zur Capellen
2009
klinische Effektivität, zu ca. 20% durch toxikologische Faktoren und in ca. 10% durch mangelnde klinische Sicherheit bedingt (6). Psychopharmakologische Forschung am Bezirkskrankenhaus Augsburg Das Bezirkskrankenhaus (BKH) Augsburg ist die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgungsklinik für den Großraum Augsburg mit 400.000 Einwohnern und umfasst 260 stationäre und 30 teilstationäre Betten, eine allgemeinpsychiatrische, eine gerontopsychiatrische Institutsambulanz, zwei Drogenambulanzen
more » ... eine Fachambulanz für Alkohol-und Medikamentenabhängige. Seit 1999 werden am BKH Augsburg klinische Studien der Phase III und IV durchgeführt. Die Anzahl der bisher durchgeführten Studien liegt bei ca. 40. Studienanfragen, beispielsweise von Seiten der Pharmaindustrie oder einer universitären Einrichtung, werden zunächst durch den ärztlichen Direktor als Principal Investigator auf die Sinnhaftigkeit der Studieninhalte geprüft. Nach der Entscheidung, dass die Durchführung der Studie gewünscht und möglich erscheint, muss die Studie vom Vorstand des Trägers, der Bezirkskliniken Schwaben, genehmigt werden. Voraussetzung für die Durchführung der Studie ist der Erhalt eines positiven Ethikvotums von der zuständigen Ethikkommission des Leiters der klinischen Prüfung (LKP) und/ oder der Bayerischen Landesärztekammer oder der Ethikkommission der Ludwig-Maximillians-Universität (LMU) München, dessen akademisches Lehrkrankenhaus das BKH Augsburg ist. Nach Initiierung der Studie werden als Co-Investigator der Oberarzt der Forschung mit der Koordination und Supervision der Studien und studienerfahrene Assistenzärzte mit der Durchführung der Studie und der Betreuung der Studienteilnehmer beauftragt. Von diesen Ärzten ist eine(r) ausschließlich für Studien tätig. Eine dem BKH Augsburg zur Verfügung stehende erfahrene Study Nurse kümmert sich um Blutabnahmen, EKG-Ableitung und Aufbewahrung der Prüfmedikation. In regelmäßigen Abständen werden alle Ärzte des BKH Augsburg über die aktuell laufenden Studien mittels Vortrag, Intranet-Hinweisen und Kitteltaschenkarten informiert, die die wichtigsten und allgemein gültigen Ein-und Ausschlusskriterien bei klinischen Studien aufzeigen (Tabelle 1). Nach Beendigung der Studie werden alle studienrelevanten Unterlagen für eine vorgeschriebene Zeitmeistens 15 Jahre -archiviert. Vorteil der notwendigen Ressourcen für die Durchführung von Studien mit hohen Fallzahlen, die schwierig zu organisieren und meist sehr kostenintensiv sind. Die hohe Studienabbrecherquote stellt ein weiteres Problem hinsichtlich der notwendigen Stichprobengröße zum Nachweis eines statistisch signifikanten Effektes dar. Eine Analyse aller seit 1950 durchgeführten randomisierten Antipsychotikastudien ergab, dass sich in Kurzstudien von nur 6-10 Wochen Dauer oft vorzeitige Abbruchraten von 50% finden (78). Die in der CATIE-Studie (87) berichtete Abbruchrate von 74% unterstreicht dieses Problem. Um die Fallzahl zu vermindern, können Cross-over-Studien durchgeführt werden, bei denen jeder Patient in zufälliger Reihenfolge sowohl die zu prüfende Substanz als auch die Kontrolle, meist durch eine Wash-out-Phase unterbrochen, erhält. Vorteil dieses Designs ist die geringere Zahl an einzuschließenden Patienten im Gegensatz zu einer Untersuchung mit Parallelgruppendesign. Als nachteilig im Sinne einer Beeinflussung des Studienergebnisses können sich aber -beeinflusst durch die Reihenfolge der Therapien -das Auftreten von Carry-over-und Periodeneffekten (Übertragungs-Effekten, Wirkungsübertragungen) auswirken, weshalb dann nur die erste Behandlungsperiode ausgewertet werden kann.
doi:10.5282/edoc.10477 fatcat:5vkbccoijzb5znccfixrdoihza