Rom. "alapa"

HANS SPERBER.
1917 Zeitschrift für Romanische Philologie  
Born, "alapa", Meyer-Lübke hat in seinem Aufsatz "Rum. aripä, frz. aube, span. alabe, port. aba u (Zs. f. rom. Phil. 31, 582) gezeigt, dafs eine grofse Anzahl romanischer Wörter, als deren Vertreter vorläufig nur rum. aripä "Flügel", frz. aube "Schaufel des Mühlrads" genannt seien, auf eine Grundform *alapa zurückzuführen sind. Er vermutet, dafs dieses Wort mit lat. alapa "Backenstreich" eigentlich identisch sei, indem er die beiden Homonyme * alapa "Flügel" und alapa "Backenstreich" auf ein in
more » ... dieser Bedeutung nicht bezeugtes alapare "schwingen" zurückführt; die Bedeutung "Flügel" wäre also aus "Schwinge" entstanden. Die reiche Bedeutungsentwicklung im Romanischen erklärt er etwa folgendermafsen: aus "Flügel" ergab sich einerseits "Radschaufel", andrerseits "überhängender Seitenteil des Daches, Dachtraufe" (vgl. span. alabe "Dachtraufe"), hieraus "Rand" (port. aba "Rand, Saum"), hieraus wieder durch Spezialisierung andere Bedeutungen (z. B. span. alabe "Rohrgeflecht zu beiden Seiten des Wagens", frz. aube "Seitenbrett des Sattels"). Span, alabear "sich werfen" (vom Holz) möchte Meyer-Lübke an span. alabe "hängender Zweig" anreihen. Soviel darf jedenfalls nach Meyer-Lübkes Aufsatz als ausgemacht gelten, dafs die genannten Wörter nebst anderen, die wir weiter unten erwähnen wollen, wirklich eine einheitliche Sippe bilden. Dafs dagegen die Gruppierung der Bedeutungen vorläufig, d. h. bis eine eingehende Untersuchung der Sachen stattgefunden hat, nur hypothetisch sein kann, hebt Meyer-Lübke selbst ausdrücklich hervor. Ebensowenig sind ihm natürlich die zahlreichen Merkwürdigkeiten formeller Natur entgangen, die sich innerhalb der Sippe darbieten: eine solche liegt schon in der Endung des span. alabe (statt des zu erwartenden *alaba\ ferner in den provenzalischen Formen arbro und alibre (neben aubo "Radschaufel"), die beide durch ihr r-Suffix auffallen, während die zweite noch aufserdem durch ihre Betonung, durch ihren Mittelvokal und ihre Endung Schwierigkeiten macht; vor allem aber in den rumänischen Vertretern der Sippe, die gleichfalls wieder Anomalien des Mittelvokals, des Akzents und der Flexion aufweisen (vgl. rum. areapa neben aripä, sowie die im Mazedonischen herrschende Flexion aripä, pl. aripete).
doi:10.1515/zrph.1917.38.5.537 fatcat:3vlja7kx3ncmpetbtlmr7mkj2y