Eine Maienfahrt ins Alpental

Hans Lieberherr
1904
Hampfhähne ftetêfort bereit ftnb, eine Sirbett, bie ba! Sittgemeine in! Singe fafjt, at § "unroiffenfchaftlich" p bezeichnen, um bamit ben 3unftgenoffen împonieren. ®iefe ©infeitigîeit ift aber eine fo altgemeine geroorben, baff fie auch auf bem testen beutfctjen cE)riftIidj=fo §iaten Äongreffe p ®ortmunb (21.-23. SDtai 1903) pr ©pradje gebraut mürbe, roo Dr. ißaut ©chubring*Vertin bie gleichen ©ebanfen entrotdette, mie id) t)ier, unb roo er auct) ba! gleiche Heilmittel oor= fdjtug, mie id) e!
more » ... tun gebenfe, bie b it b en be ^unft. "®er ®eutfd)e", fagt ©djubring, "pflegt, baut' feiner einfeitigen Verftanbe!au!bitbung, fiel! nom S3egriff, nid)t oon ber ©rfdjeinnng au!pget)en. ©r t'ommt baburd) um bie eigentliche Vereiterung feinet geiftigen Vefihe!. @r erfaßt fofort bie Kategorie, fuci)t in feinem Innern unb oerfudjt nun au! bem oft tärgtictjen Veftanb t)^iu § bem neuen ®ing 2Beg unb ßäftd)en P roeifen." ®a § Kunftmerf hat aber eben ba! ©d)timme, baff e! nie in ein Ääftdjen paffen fann. Übrigenl t)at fid) Seffing fd)on gegen beu Stitet be! ©etetjrten gemehrt mit ben heftigen SÜßorten: "9t t>in nitt gelehrt, it mag nitt gelehrt fein unb roenn it e! im ïraume merben t'önnte." ©r muffte rooljt roarum er fo rebete. (gortfetpng folgt.) fine ^Inienfajjtf ins lUpcnfal. ®on £jan § Sieb erb err, 3"rid). ©tlaftrunten reibe it mir bie Stugen au § unb tann mit erft in bem frembartigen 3immer mit bem großen ©emätbe gar nitt jurettfinben. 3lt St *>m ja in ©bur unb ftet)e am 2lnfang meiner fton tangft geplanten Sünbnerreife 9tun aber flint au § ben Çebern! Satt bem froren Sßanberer bie SOtorgenfonne fo fed in § gtmmer hinein, bann ift feineS S3Ieiben § nitt mehr. ginauë in ben rounber* ooHen grüf)ling §morgen ©alb fi^e it in einem ber äufierft bequem eingeritteten, neueften SBagen ber Ht)dtifcî)eri Sahnen. $n bem non mir allein benübten ©oupé breite it meine Starten auê, gietje ben Säbeder beroor unb berounbere bie ©tönbeiten be § 58orberrt)eintaï §. ®er eintretenbe gugfübrer ftaut faft mitteibig auf ben armen Süterrourm, ber fit fetbft auf ber Sergnugungëreife nitt non feinen Sutftaben fteint trennen ju tonnen. S)a ift er aber an ben Unrittigen geraten ; benn it gehöre fonft nitt 3u ben Sabeder* SÜJZenfteu, fonbern lerne be § Sanbeë ©tönbeiten unb ©igentümlitfeiten neben ber eigenen Ütnftauung lieber auê bem SOÎunbe ber einbeimifd)en Seoßtterung fennen. 2Iber bie etnjige ißerfon, bie it in meinem ©oupéfebe, roenn it m ben großen SBanbfpieget gude, bie roeifi fo oerfliçt roenig mebr, al § it, bafi it eine Unterhaltung mit it;r lieber nitt anfnüpfe! 3tuf ber Station SteitenaroSlaminê jroeigt bie nun uoHenbete SSaljn nat Slanj ab. Sange Steiben neuer ißerfonenroagen fteben tjier bereit, um ben grembero ftrom, ber nat ber beuorftebenben ©röffnung ber neuen Sinien nat Slanj einerfeitë unb ©t. 3Jtorib reëp. ©eterina anberfeitë obne 3meifet î)ter hinauf brängen wirb,-auf« äunebmen. -175 -Kampfhähne stetsfort bereit sind, eine Arbeit, die das Allgemeine ins Auge faßt, als "unwissenschaftlich" zu bezeichnen, um damit den Zunftgenossen zu imponieren. Diese Einseitigkeit ist aber eine so allgemeine geworden, daß sie auch auf dem letzten deutschen christlich-sozialen Kongresse zu Dortmund (21.-23. Mai 1903) zur Sprache gebracht wurde, wo I)r. Paul Schubring-Berlin die gleichen Gedanken entwickelte, wie ich hier, und wo er auch das gleiche Heilmittel vorschlug, wie ich es zu tun gedenke, die bildende Kunst. "Der Deutsche", sagt Schubring, "pflegt, dank seiner einseitigen Verstandesausbildung, stets vom Begriff, nicht von der Erscheinung auszugehen. Er kommt dadurch um die eigentliche Bereicherung seines geistigen Besitzes. Er erfaßt sofort die Kategorie, sucht in seinem Innern und versucht nun aus dem oft kärglichen Bestand heraus dem neuen Ding Weg und Kästchen zu weisen." Das Kunstwerk hat aber eben das Schlimme, daß es nie in ein Kästchen passen kann. Übrigens hat sich Lessing schon gegen deu Titel des Gelehrten gewehrt mit den heftigen Worten: "Ich bin nicht gelehrt, ich mag nicht gelehrt sein und wenn ich es im Traume werden könnte." Er wußte wohl warum er so redete. ( Fortsetzung folgt.
doi:10.5169/seals-663912 fatcat:3kplt3umpvegnciawdxk7ztohq