Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern
P. Jensen
1895
Zeitschrift für Assyrologie und Vorderasiatische Archäologie
Unter obigem Titel hat der durch seine scharfsinnigen Einzeluntersuchungen bekannte Aegyptologe W. MAX MÜLLER vor zwei Jahren im Verlage von W. ENGELMANN in Leipzig ein mit zahlreichen Abbildungen in Zinkotypie und einer Karte von Syrien und Palästina und den angrenzenden Ländern ausgestattetes Werk erscheinen lassen, das unsere ganz, besondere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt und eine eingehende Besprechung verdient Das alte Aegypten hat für die Welt nicht die Bedeutung gehabt, wie die Länder
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... m Euphrat und Tigris. Während Babylonien und Assyrien viele Jahrhunderte hindurch ganz Vorderasien nach allen Seiten hin politisch und culturell beherrscht haben, hat sich, soweit wir bis jetzt sehen, ein dominierender Einfluss Aegyptens im Süden und Westen nur in geschichtslosen Teilen Afrikas, im Norden und Osten nur in den nördlichen Gebieten der Araber und in Palästina und Syrien geltend gemacht. Obwohl indes die Aegyter erst seit der Vertreibung der Hyksos mit diesen Gegenden und ihren Bewohnern in Berührung traten, obwohl ferner erst nach dieser Zeit auch weiter entfernt \vohnende Völkerschaften wohl aus Kleinasien und westlicheren Ländern des Mittelmeers in Brought to you by | University of Arizona Authenticated Download Date | 6/4/15 5:08 PM P.Jensen, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern. 3 21 Kämpfe mit den Ägyptern verwickelt wurden, obwohl demnach erst, nach dieser Zeit die ägyptischen Inschriften Mitteilungen über Vorderasien, Vorderasiaten und wohl auch Europäer enthalten, sind diese doch für uns von unschätzbarem Werte. Denn wenn uns auch die El-Amarna-Tafeln für eine bestimmte Zeit reichlich über die Verhältnisse Syriens und Palästinas belehren, andere einheimische Berichte darüber haben wir nicht aus der ganzen Zeit vor dem ersten vorchristlichien Jahrtausend und ebensowenig assyrische, und auch in noch späterer Zeit bleiben die Nachrichten wenigstens über Syrien so spärlich, dass Niemand an den AVigaben der ägyptischen Inschriften über Syrien, Palästina und seine Bewohner vorübergehen darf, der sich irgendwie mit den Verhältnissen im vorderen Asien.in älterer Zeit vertraut zu machen sucht. Aber nicht Jeder kann Aegyptologe sein. Und gerade der, dem es durch den El-Amarna-Fund nochK'mehr wie schon früher nahegelegt worden ist, sich mit den ägyptischen Denkmälern zu befreunden, der Assyriologe, hat mit seinem eigensten weiten Gebiete und dessen Grenzgebieten Mehr zu thun, als dass er Zeit dazu finden könnte, die Aegytologie mehr als dilettantisch zu beliebäugeln. Es war daher ein sehr glücklicher Gedanke W. M. MÜLLERS, in einer für Aegyptologen nicht nur, sondern auch für den weiteren Kreis aller derer, deren Interesse dem Orient gehört, verständlichen Art Alles zusammenzustellen, was die ägyptischen Inschriften über Asien, dessen Bewohner und die Europäer bis zur Perserzeit sagen. W. M. M. ist in allen Zweigen der Aegyptologie zu Hause, er ist tüchtig philologisch gebildet, ohne aber dadurch einseitig geworden zu sein, er hat Interesse für geographische Untersuchungen, Verständnis für Ethnologie, kurzum er blickt mit scharfen Augen nach allen Seiten hin. Er war daher mit in erster Linie dazu berufen, die Aufgabe, die er sich stellte, befriedigend zu lösen. \V. M. M. begnügt sich aber nicht mit der Thätigkeit des kritischen Sammlers, er verarbeitet sein Material Brought to you by | University of Arizona Authenticated Download Date | 6/4/15 5:08 PM Zeitscbr. f. Assyriologie, X. 21 Brought to you by | University of Arizona Authenticated Download Date | 6/4/15 5:08 PM
doi:10.1515/zava.1895.10.1.320
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